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Beitrag vom 08.09.2015
Jillian Tamaki und Mariko Tamaki - Ein Sommer am See
Clarissa Lempp
Ein Sommer kann vieles verändern, das erfahren auch die jungen Heldinnen dieser Graphic Novel der japanisch-jüdischen Cousinen. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Freundschaft und ...
... Familientraditionen.
Jeden Sommer verbringt Rose mit ihren Eltern am See und jeden Sommer trifft sie hier auch ihre Freundin Windy. Während Rose schon aussieht wie ein Teenager, ist Windy immer noch das quirlige kleine Mädchen. Obwohl sie den Brustvergleich am Strand eindeutig gewinnt. Das ist nicht die einzige Veränderung, die sich in diesem Sommer zeigt. Auch bei den Eltern von Rose ist etwas im Busch. Es gibt viel Streit und schließlich verlässt ihr Vater die Ferienhütte sogar für eine Woche. Rose und Windy vertiefen sich derweil in das Schauen von Horrorfilmen, die sie sich in dem kleinen Laden des Ferienorts ausleihen. Aber nicht nur die Filme und Süßigkeiten ziehen Rose an, auch der jugendliche Verkäufer des Ladens hat ihr Interesse geweckt. Aber der hat ganz eigene Probleme, die auch vor Rose und Windy nicht verborgen bleiben.
Die Illustratorin und Comic Künstlerin Jillian Tamaki hat sich für "Ein Sommer am See" wieder mit ihrer Cousine Mariko Tamaki zusammen getan. Mariko ist Autorin und arbeitete mit Jillian bereits am Comic "Skim". In "Ein Sommer am See" spüren sie die Veränderungen zwischen Kind sein und Teenager auf. Themen wie Sexualität, Familienkonflikte, Geschlechteridentität und Adoption weben sie dabei so geschickt ein, dass sie ohne pädagogischen Zeigefinger auskommen. Wenn Rose und Windy sich anmotzen, tanzen oder im Wasser spielen, wirkt das realistisch, ohne die feinsinnige Ebene zu verlassen.
Jillian Tamakis Zeichnungen sind von einer flirrenden Lebendigkeit, die auch mal aus den Panels ausbricht und sich über eine Seite erstreckt. Unter den atmosphärischen Bildern rauscht das Wasser und den Leser_innen scheinen fast die Kiesel entgegen zu springen, die von den Flip Flops der Mädchen fort gekickt werden. Die Stimmungen von leichten Tagen am Strand bis zu horrorfilmartigen Sequenzen, in denen Rose allein durch den Wald streift, wechseln ohne Einschnitte. Die Geschichte fließt innerhalb der Bilder, die in satten Blau- und Violett-Tönen erzählt wird. Da verwundert es nicht, dass die Graphic Novel mit dem renommiertesten amerikanischen Comic-Preis der Comic-Con in San Diego ausgezeichnet wurde.
AVIVA-Tipp: Eine stille und ergreifende Coming of Age – Geschichte, die durch ihre experimentelle Bildsprache besticht.
Zu den Autorinnen:
Jillian Tamaki kommt aus Kanada, wo sie 2003 ihren Abschluss am Alberta College of Art and Design ablegte. Seither ist sie als Illustratorin und Comic Zeichnerin aktiv. Sie arbeitete unter anderem für die "New York Times" und den "New Yorker" und unterrichtet an der School of Visual Arts in New York City. Für ihre Graphic Novels "Skim" und "Ein Sommer am See" wurde sie unter anderem mit dem Eisner Award und dem Ignatz Award ausgezeichnet.
www.jilliantamaki.com
Mariko Tamaki kommt aus einer japanisch-jüdischen Familie und wuchs in Kanada auf. Sie lebt und arbeitet in Toronto. Als Autorin veröffentlichte sie, neben Graphic Novels, Kurzgeschichten, die vor allem Identitäten thematisieren. Für ihre Arbeit erhielt sie u.a. den Dayne Ogilvie Prize for LGBT Emerging Writers.
www.marikotamaki.blogspot.de
Jillian Tamaki und Mariko Tamaki
Ein Sommer am See
Originaltitel: This One Summer
Aus dem Englischen von Tina Hohl
Reprodukt Verlag, Sommer 2015
Klappenbroschur, 320 Seiten
ISBN: 978-3-95640-025-4
www.reprodukt.com
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