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Beitrag vom 25.10.2007
Das Mädchenschiff, Michal Zamir
Sharon Adler
Die 1964 in Tel Aviv geborene Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte, zeichnet mit "Das Mädchenschiff" ein schonungsloses Bild der israelischen Armee.
Michal Zamir beschuldigt nicht, beschönigt aber auch nichts. Sie macht das marode Innenleben der "stärksten Armee der Welt" sichtbar, die Verletzlichkeit der "Unbesiegbaren" und thematisiert deren trotzige Arroganz.
Als die junge Israelin wie viele andere ihren Wehrdienst bei "Zahal" auf einem Fortbildungsstützpunkt für höhere Offiziere antritt, ist sie noch voller Ideale. Schnell muss sie jedoch erkennen, dass hier andere Gesetze herrschen: Übergriffe der jungen Rekrutinnen durch höher gestellte Offiziere sind an der Tagesordnung, Ausschabungen werden genehmigt, wenn frau erklärt, von einem Araber vergewaltigt worden zu sein.
Die Macho-Gesellschaft hält Einzug in das Mädchenschiff, das "in See sticht, wenn der Abend sinkt, wenn der Himmel über dem Stützpunkt in dunkelblau und schwarz verfließt, wenn ferne, ferne Sterne vielversprechend zu glitzern beginnen, wenn die Uhr fünf zeigt und die Wache am Tor wechselt.."
In der Armee treffen sich alle – die Durchgeknallten, die Traumatisierten, die Suizidgefährdeten, die Träumer, die Spießer, die Optimisten, die Anständigen, die, die auf ihre Beförderung oder das Ende der Zeit bei Zahal warten - die gesamte Paradoxie des Lebens hat sich mit den rund siebzig Wehrpflichtigen, so scheint es, auf diesem Stützpunkt versammelt. Eine Schicksalsgemeinschaft, die, wenn es darauf ankommt, Familiengeist entwickeln kann.
Zur Autorin: Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte. Sie hat als Achtzehn- bis Zwanzigjährige ihren Armeedienst abgeleistet. "Das Mädchenschiff" sei nicht autobiographisch, sagt sie, aber trotzdem habe sie zwanzig Jahre gebraucht, ehe sie dieses Buch schreiben konnte.
Michal Zamir lebt mit ihrer Tochter in Tel Aviv.
Zur Übersetzerin: Ruth Achlama, Jahrgang 1945, studierte in Heidelberg Jura, in Cincinnati Judaistik und in Jerusalem Bibliothekswissenschaften. Sie lebt seit 1974 in Israel und arbeit seit fast dreißig Jahren als Übersetzerin, so etwa für Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev.
AVIVA-Tipp: "Das Mädchenschiff" ist ein mutiges und scharfsinniges Buch, eines, mit dem sich die Autorin Michal Zamir sicher nicht nur Freunde gemacht hat. Von der Presse wurde es begeistert aufgenommen, da die israelische Gesellschaft durchaus mit Kritik aus den eigenen Reihen umgehen kann. Schonungslos direkt, mit einer glasklaren Sprache, die unter die Haut geht, legt die Autorin die Zerrissenheit einer Gesellschaft frei, die durch den Krieg im Land gezeichnet ist, und deren Sehnsucht nach Normalität durchdrungen ist von einem tiefen Schmerz.
Michal Zamir
Das Mädchenschiff
Originaltitel: Sfinat ha - Banot.
Ãœbersetzt von Ruth Achlama
marebuchverlag Hamburg, erschienen September 2007
220 Seiten, gebunden
22,00 Euro [D] / sFr 37,00
ISBN 978-3-86648-065-0