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Beitrag vom 05.10.2003
Isabel Allende: Im Reich des Goldenen Drachens
Gaby Miericke-Rubbert
Eine atemberaubende Geschichte über buddhistische Mönche im Himalaya, über entführte Könige, Mädchen und Drachen und darüber, wie man mit dem Herzen hören kann
Anfangs werden wir LeserInnen aus der westlichen Schneller-Leben-Welt in eine völlig andersgeartete, buddhistisch gefärbte Fremde entführt.
Wir lernen Dil Bahadur kennen, Prinz des Reiches des Goldenen Drachens, der seit seinem sechsten Geburtstag nunmehr seit 12 Jahren in der Abgeschiedenheit des Himalayas von dem buddhistischen Mönch Tensing aufgezogen und ausgebildet wird, um in zwei Jahren den Aufgaben des Thronfolgers gewachsen zu sein. Er ist mit seinem Lehrmeister unterwegs ins Tal der Yetis, eine gefahrenvolle Wanderung, bei der er Mut, Willenskraft und geistige Reinheit unter Beweis stellen soll.
Meditation, mentale Vollkommenheit, Tao-Shu und Mitleid mit allem Lebenden werden Dil Bahadur befähigen, ein hoher Lama zu werden, als Voraussetzung dafür, später der Statue des Goldenen Drachens gegenüber treten zu können. Dabei handelt es sich nicht nur um ein kostbares Heiligtum, sondern auch um ein wertvolles Orakel, das ausschließlich durch die übersinnlichen Fähigkeiten des Königs gedeutet und dazu genutzt werden kann, dem unberührten Reich zu Wohlstand und Frieden zu verhelfen.
In diese abgeschiedene Oase friedvollen menschlichen Zusammenlebens brechen nun mehrere Vertreter der westlichen Welt ein, die aus unterschiedlichsten Motiven den Goldenen Drachen zum Objekt ihrer Begierde auserkoren haben.
Da ist zunächst einmal Kate Gold, eine Frau der Tat, die für den amerikanischen International Geographic eine Reisereportage über das ferne Reich und im Besonderen über das geheimnisumwitterte Orakel schreiben möchte. Begleitet wird sie von ihrem abenteuerlustigen 16-jährigen Enkel Alexander, genannt Jaguar, und seiner 14 Jahre jungen brasilianischen Freundin Aguila, mit bürgerlichem Namen Nadia, die sie bei ihrer letzten aufregenden Reise in die "Stadt der wilden Götter" kennengelernt haben - nachzulesen in Allendes erstem gleichnamigem Jugendroman.
Als weitere Interessenten, und damit Kontrahenten, wie sich später herausstellen wird, gibt es da noch den namenlosen "Sammler", einen amerikanischen Multimilliardär, der mit Hilfe des Goldenen Drachens vom zweitreichsten zum reichsten Mann der Welt avancieren möchte. Und im kriminellen Gespann dieses habgierigen Auftraggebers finden wir den "Spezialisten", der aus der Anonymität heraus den Drachenraub organisiert, und seine Helfershelfer, die Blauen Krieger der brutalen Skorpionssekte.
Doch als sich die Guten vereinen, buddhistische Taktik mit amerikanischem Wagemut, werden durch Gedankenlesen, Totemtiere und hörende Herzen die Gegner schlußendlich bezwungen. Eine äußerst spannende atemberaubende Handlung, wo die Ausflüge in die spirituelle Gedankenwelt uns kurzzeitig Verschnaufpausen und Anlaß zur Nachdenklichkeit verschaffen. Und uns die Kraft von Stille und Langsamkeit erfahrbar machen als mentale Mittel, um die Herausforderungen von Abenteuern erfolgreich bewältigen zu können.
Also sprach AVIVA: Ein Buch zum Verschlingen und Verweilen für Jung und Alt.
Isabel Allende: Im Reich des Goldenen Drachens
Roman
Jugendausgabe: Carl Hanser Verlag, August 2003
ISBN: 3-446-20337-0
Halbleinen, 360 Seiten
€ 16,90200895398875"
Oder in der luxuriöseren Erwachsenen-Ausgabe:
Suhrkamp Verlag
ISBN: 3-518-41470-4
Leinen, 334 Seiten
€ 22,90200878421375"