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Beitrag vom 09.10.2007
Meine Seeräuber-Insel
Tina Kosleck
Ali Mitgutsch gilt sozusagen als Erfinder der Wimmelbücher, in denen es sooo viel zu entdecken gibt. In "Meine Seeräuber-Insel" hat er allerdings nicht nur gemalt, sondern "berichtet" auch.
Erwachsenen wird ja nachgesagt, bei der Auswahl von Kinderbüchern für ihre eigenen oder fremden Kinder gern auf Klassiker zurückgreifen, die ihnen in ihren eigenen Kindertagen ans Herz gewachsen sind. Auch mir ist dieses Phänomen nicht fremd: Als ich neulich zu einem zweiten Geburtstag ein Wimmelbuch verschenkt habe, konnte ich mich erst nach großem Zögern dazu durchringen, das "neue" viel gelobte Jahreszeiten-Wimmelbuch von Rotraut Susanne Berner mit den frischen Farben und klaren Linien zu nehmen – und das auch nur mit dem Gelöbnis, dass es für meine eigene Tochter, spätestens zu Weihnachten dann aber "Das Riesenbilderbuch" von Ali Mitgutsch sein muss. Was für ein Klassiker! "Wie haben wir das doch geliebt!", liege ich mir mit meiner Schwester in den Armen.
Und so kommt es, dass ich auch "Meine Seeräuber-Insel", eine überarbeitete Neuauflage der Erstauflage von 1989, mit einer Prise Wehmut und einer gehörigen Portion Vorschußlorbeeren bedacht betrachte. Dabei ist "Meine Seeräuber-Insel" kein klassisches Wimmelbuch. Das heißt, "Meine Seeräuber-Insel" besteht nicht aus großen doppelseitigen Bildern, auf denen es etwas zu entdecken gibt. Es gibt Bilder, zumeist aber nur eine Seite groß, auf denen es nicht immer so sehr "wimmelt", sondern meistens einzelne Szenen, die man sich vorstellen könnte, im großen Wimmelbuch zu finden, größer dargestellt sind - und vor allem gibt es Text. Ali Mitgutsch malt seine Seeräuber-Insel nicht nur, er "berichtet" auch von ihr. "Berichtet" ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen, denn entspinnt er keine zusammenhängende Geschichte, sondern beschreibt das Seeräuber-Leben, indem er seine Bilder szenenhaft näher erläutert.
"Meine Seeräuber-Insel" ist also ein "ganz normales" Bilderbuch mit Text und hat nur auf wenigen Seiten typischen Wimmel-Charakter. Schade, denn meinetwegen hätte es den Text nicht nötig gehabt und auch wenn natürlich lustige Szenen ausschnitthaft hervorgehoben immer noch lustig sind, sind große Bilder, wo es sooo viel zu entdecken gibt, doch viel spannender.
Mal wieder bin ich aber trotzdem der Meinung, dass auch jüngere Kinder als die, die das vom Verlag empfohlene vierte Lebensjahr vollendet haben, Gefallen an dem Buch finden könnten.
AVIVA-Tipp: Ali Mitgutsch ist einfach pure Nostalgie, seine Wimmelbücher sind Klassiker. Ich würde allerdings immer wieder eher zum reinen Bilder-Wimmelbuch (ohne Text) greifen.
Zum Autor: Ali Mitgutsch, geboren 1935 in München, bildete sich zum Lithographen aus und studierte später an der Graphischen Akademie in München. Mit seinem ersten Wimmelbuch "Rundherum in meiner Stadt" schuf er 1968 einen neuen Typus Bilderbuch.
[Quelle: Beltz Verlag]
Meine Seeräuber-Insel
Ali Mitgutsch
Beltz Verlag
ISBN 978-3-7898-1082-4
erschienen 2006
ab 4 Jahre (laut Verlag)
gebunden, 32 farbige Seiten
9,95 Euro