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Beitrag vom 12.09.2005
Zweimal Heimat - Die Jeckes zwischen Mitteleuropa und Nahost
Sarah Ross
In dieser Publikation, herausgegeben von Moshe Zimmermann und Yotam Hotam, befassen sich namhafte ExpertInnen mit der Geschichte und Kultur deutschsprachiger Jüdinnen und Juden in Israel.
Im Jerusalemer Kulturinstitut Mishkenot Sha´ananim fand im Mai 2004 eine internationale Tagung zum Thema Die Jeckes statt. Die ExpertInnen, die dieser Internationalen Konferenz beisaßen, beschäftigten sich mit dem Traditionserbe der Juden und Jüdinnen Mitteleuropas und mit ihrem Einfluss auf die israelische Gesellschaft. Aus Anlass zum 40-jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen haben nun die Historiker Moshe Zimmermann und Yotam Hotam einen Band unter dem Titel Zweimal Heimat. Die Jeckes zwischen Mitteleuropa und Nahost herausgegeben. In diesem Buch sind ausgewählte Beiträge des ExpertInnentreffens vom Mai 2004 zusammengetragen worden.
Jeckes ist "eine volkstümliche, leicht pejorativ eingefärbte Bezeichnung für die deutschen Juden", so Dan Diner. Jedoch gehören in diesen doch sehr flexiblen Begriffsrahmen alle Juden des "Altreichs": die österreichischen, die böhmischen und die deutschsprachigen Juden und Jüdinnen aus Mitteleuropa, die in Israel leben. Bei genauerem Hinschauen handelt es sich bei dieser Bezeichnung weniger um eine Zuschreibung nach geographischen Kriterien, sondern vielmehr um Attribute, also Charaktereigenschaften, die mit einem Sozialverhalten einhergehen. Die Jeckes sind also deutschsprachige Juden und Jüdinnen, denen man Pünktlichkeit, Genauigkeit, Verlässlichkeit usw. zuschreibt. Das macht sie in manchen Augen "deutscher als die Deutschen".
Aus drei verschiedenen Perspektiven gehen bekannte HistorikerInnen wie Avraham Barkai, Michael Brenner, Dan Diner, Shulamit Volkov oder Moshe Zuckermann der übergeordneten Frage nach der Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Juden in Israel nach. Demnach gliedert sich die Publikation in folgende drei Kapitel auf: Im ersten Teil des Buches beschäftigen sich die Autoren mit der deutsch-jüdischen Identität und fragen nach Assimilationsprozessen, dem so genannten "Sonderweg" und dem Einfluss des Zionismus auf die deutschensprachigen Juden und Jüdinnen. Inwiefern die Assimilation den deutschen Juden in ihrer neuen Heimat erheblichen Schaden zufügte und die Neuerungen, die das deutsche Judentum in die jüdische Religion hineintrug, und somit das Judentum in der Moderne zu konservieren verhalf, stehen hier unter anderem im Mittelpunkt der Beiträge.
Der zweite Teil setzt sich mit der deutsch-jüdischen Identität der Jeckes in der Migration auseinander. Hier beziehen sich die Autoren besonders auf den Charakter und die Besonderheit des deutschen Zionismus. Die Beiträge bewegen sich dabei zwischen den beiden Schlagworten Migrierende Identität und Migrierende Kultur, und befassen sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem Erbe der deutschen Kultur, sprich dem deutschen Judentum einerseits und den Jeckes und der israelischen Gesellschaft andererseits, die in vielen verschiedenen Bereichen des kulturellen und sozialen Lebens zum Ausdruck kommen.
Der letzte Part des Buches befasst sich mit Erinnerungen, genauer gesagt mit den Jeckischen Erinnerungsräumen. Dieses Kapitel bezieht sich auf die übergeordneten Fragestellungen des Bandes, und zwar in einer Art, die nicht strikt wissenschaftlich ist. Zudem stellt es sich aber auch als eine historische Quelle zur Frage der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur dar.
Dieses Buchprojekt wurde von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Tel Aviv unterstützt und ermöglicht.
Zu den Autoren:
Moshe Zimmermann ist Leiter des Richard Köbner Zentrums für Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem und Inhaber des R. Michael Köbner Lehrstuhls für Deutsche Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Deutschen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, der Geschichte der deutschen Juden und des Antisemitismus.
Yotam Hotam ist Dozent an der Hebräischen Universität und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sonderforschungsbereiches Erinnerungskulturen (Giessen) und des Richard Köbner Zentrums für Deutsche Geschichte.
AVIVA-Tipp: Zweimal Heimat. Die Jeckes zwischen Mitteleuropa und Nahost ist eine beeindruckende Sammlung wissenschaftlich fundierter und kritischer Aufsätze, in deren Mittelpunkt das Traditionserbe der mitteleuropäischen Juden steht, das die israelische Gesellschaft in vielen Bereichen des Lebens und die nahöstliche Identität nachhaltig beeinflusst hat.
Zweimal Heimat. Die Jeckes zwischen Mitteleuropa und Nahost
Moshe Zimmermann und Yotam Hotam (Hrsg.)
Beerenverlag, erschienen August 2005
ISBN 3-929198-43-6
Kartoniert, 384 Seiten
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