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Beitrag vom 24.03.2005
Ulrike Meinhof - Mythos und Wirklichkeit
Sarah Ross
Regina Leßner lässt in ihrem Hörbuch, 25 Jahre nach dem Tod der Journalistin, Mutter und meist gesuchten Terroristin Deutschlands, Angehörige und ihr nahe stehende Personen zu Wort kommen.
"Ulrike Meinhof ist Fiktion, oder wie man heute so gern sagt, Projektionsfläche schwärmerischer Gutmenscherei", sagte Bettina Röhl, Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, in einem Gespräch mit der Journalistin Christine Deggau. Regina Leßners Hörbuch "Ulrike Meinhof - Mythos und Wirklichkeit" ist das Pendant zu den Legenden und Fiktionen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten um ihre Person gesammelt haben.
Das vom Rundfunk Berlin-Brandenburg produzierte Feature zeichnet mittels Aussagen der Tochter Bettina Röhl, der Schwester Ulrike Meinhofs, Kommentaren des Spiegel-Chefs und RAF-Experten Stefan Aust, sowie durch Originaltonaufnahmen von Ulrike Meinhof ihr privates und politisches Leben nach: Von ihrer Geburt 1934 bis zu ihrem Selbstmord 1976 in der Stammheimer Gefängniszelle wird das Leben der Mitbegründerin der so genannten Bader-Meinhof-Bande und der Roten Armee Fraktion (RAF) aufgerollt. Die hier von Regina Leßner zusammengetragenen, subjektiven Eindrücke ihrer Freunde, Bekannte, Familienmitglieder und der Prominenten zeigen die zwei Seiten ihres Lebens: Einerseits war Ulrike Meinhof eine bekannte und mutige Journalistin, und ab 1960 Chefredakteurin der Zeitschrift "konkret", andererseits die Mutter zweier Töchter, die sie zugunsten ihres extremen politischen Wirkens vernachlässigte.
Der schreibende Kopf der RAF, Ulrike Meinhof, propagierte einen Kampf gegen den "Konsumterror" und die "Staatsdiktatur". Die privaten Anschläge, der Terror und die Morde zeugten von ihrer Kompromisslosigkeit.
Der "Mythos Ulrike Meinhof" hat auch heute noch nicht an Präsenz verloren. In der linken Szene wird sie immer noch stark verehrt, und beim politisch interessierten Menschen wirft sie - nicht zuletzt aufgrund ihrer Zwiespältigkeit - immer wieder neue Fragen auf. Man sucht nach Erklärungen, Motiven, Ursachen und Zusammenhängen in ihrem Handeln. Der Hörer und die Hörerin können sich beim Zuhören ein eigenes Bild von der Person Ulrike Meinhofs und ihrer politischen Motivation machen, und mögliche Antworten in den Wertungen und Erklärungsansätzen der Sprecher finden.
AVIVA-Tipp: Regina Leßner verzichtet in ihrem Hörbuch nicht nur auf Moderation und ErzählerIn, sondern auch auf eine klischeehafte, einfache und uniformierte Perspektive, aus der heraus sich der/die ZuhörerIn eine eigene Meinung über den Mythos und die Wirklichkeit Ulrike Meinhofs bilden soll. Aufgrund der ständig wechselnden Wahrnehmungen, denen der/die HörerIn ausgesetzt ist, zieht das Feature jeden politisch interessierten in seinen Bann. Wer oder was war Ulrike Meinhof? Finden Sie es heraus!
Zur Autorin: Regina Leßner wurde in Quedlingburg geboren. Sie war Dramaturgin am "Jungen Theater Göttingen", anschließend in Bremen und Wilhelmshaven. Bekannt geworden ist sie in den 1980er Jahren durch das Musical "Elvis - Stationen einer Karriere", einer Auftragsarbeit für das Theater im Zimmer in Hamburg. Heute Lebt Regina Leßner in Hamburg und arbeitet als freischaffende Featureautorin und Regisseurin vor allem für ARD-Anstalten.
Regina Leßner
Ulrike Meinhof - Mythos und Wirklichkeit
Gesprochen unter anderem von Stefan Aust und Bettina Röhl
Hörbuch
Der Audio Verlag, September 2003
14,95 Euro
ISBN/EAN 3-89813-269-2
Einband: Compact Disc200860007488"