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Beitrag vom 01.03.2005
Ich, Prinzessin Elisabeth von England
Tina Kosleck
Was für eine wundervolle Idee: Eine fiktive Autobiographie der jungen Prinzessin Elisabeth, bevor sie die große Elisabeth I. wurde. Und leider: Wie wenig spannend und unterhaltsam ist sie gelungen.
In diesem historischen Jugendroman schildert die Autorin Carolyn Meyer das Leben der jungen Prinzessin Elisabeth vom Tode ihres Vaters Heinrich VIII. bis zu ihrer eigenen Thronbesteigung nach dem Tode ihrer Halbschwester Maria. Als ihr Vater stirbt, ist Elisabeth dreizehn Jahre alt, als sie zur Königin von England gekrönt wird, ist sie 25. Eigentlich eine spannende Zeit, die Zeit ihres Erwachsenwerdens. Eine Zeit, in der sie nach ihrer Mutter und ihrem Vater auch ihre Stiefmutter und ihren Halbbruder, den kleinen König Edward, verliert, eine Zeit, in der sie das erste Mal einen Anflug von Verliebtheit verspürt, eine Zeit, in der sie zur Abkehr von ihrer Religion gezwungen, Intrigen beschuldigt, unter Arrest gestellt und in den Tower geworfen wird.
Doch - die gesamte Erzählung bleibt dabei leider viel zu blass, geht viel zu wenig in die Tiefe. Die Ereignisse werden in historischer Reihenfolge abgearbeitet, dabei nur wenig ausgeschmückt. Über das Gefühlsleben der Prinzessin, ihre Entwicklung, die Entfaltung ihrer Persönlichkeit erfahren die Leser/innen kaum etwas. Im Epilog wird Königin Elisabeth als das charakterisiert, wofür sie bekannt ist: als starke, eitle, unbarmherzige, geistreiche, temperamentvolle Frau. In dem Mädchen und der jungen Frau Elisabeth lässt sich dies im Roman noch kaum erahnen. Da ist sie schwach, zurückhaltend. Selbst wenn sie einmal "aufgebracht" ist, ist sie im nächsten Satz schon wieder "mutlos". Da ist sie Spielball der höfischen Intrigen, will sich aus jeglichem Komplott heraushalten und wartet mehr oder weniger geduldig auf den Tod ihrer Schwester, der ihr den Weg zum Thron frei machen würde.
Und es sind nicht nur die Charaktere, die kaum an Tiefe gewinnen, auch das England des 16. Jahrhunderts bleibt farblos. Hungersnöte und grassierende Krankheiten werden in Nebensätzen abgehandelt. Ein Palast scheint zu sein wie der andere, es gibt keine Beschreibung, die das höfische Leben dort lebendig machen würde. Denn was vermag man sich schon unter dem Somerset House vorzustellen, wenn man nur erfährt, dass dieser "eine Mischung aus klassizistischer Einfachheit und Eleganz" war. Ob London, Hatfield, Cheshunt oder Ashridge scheint einerlei zu sein und selbst der Tower von London bliebe fremd, hätten ihn die LeserIinnen nicht - zumindest in ihrem Englischlehrbuch - selbst schon mal gesehen.
Hinzu kommt noch eine seltsam geschwollene, aufgeblasene Sprache, mit der die Autorin wohl den Eindruck - ah, historischer Roman! - verstärken will. Doch wenn die Ereignisse sich regelmäßig "anno Domini" zutragen und Elisabeth ihnen "bei-wohnt" oder "zugegen ist", lässt das Elisabeths Schilderung - historisch hin oder her - doch eher gekünstelt wirken.
AVIVA-Tipp: Bei historischem Interesse dann doch lieber eine "echte" Biographie.
Zur Autorin:
Carolyn Meyer wurde 1935 in Pennsylvania, USA geboren. Seit dreißig Jahren schreibt sie zahlreiche Bücher für Kinder und Jugendliche. Sie hat drei Söhne und zwei Stieftöchter und lebt heute mit ihrem Mann in Albuquerque, New Mexico.
Ich, Prinzessin Elisabeth von England
Carolyn Meyer
Fischer Schatzinsel, Februar 2005
ab 12 Jahren
ISBN 3-596-85169-6
13,90 Euro
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