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Beitrag vom 30.10.2010
Zora del Buono - Big Sue
Clarissa Lempp
Zora del Buono erzählt fulminant von einer mysteriösen Villa in den trägen Südstaaten der USA, einem nicht weniger geheimnisvollen Schweizer und dem größten Geheimnis der Stadt Savannah: Big Sue...
Eine deutsche Journalistin und ein Schweizer Kunsthistoriker begegnen sich auf ihrer Anreise nach Savannah, Georgia. Der eine soll hier die Geschichte einer alten Villa erzählen, die andere ist gekommen um über Gulah zu recherchieren, eine Sprache und Kultur, die unter den ehemaligen Sklavengruppen entstand. Savannah, mit seinen weiß-gestrichen Kolonialstil-Häuschen mit der obligatorischen Veranda, "the porch", die abends Abkühlung bringen soll, liegt ruhig da in der drückenden Schwüle des US-amerikanischen Südens. Umgeben von den grünen Tentakeln der Sumpfwälder, gibt es hier Alligatoren, Moskitos und auch die Geschichte der Südstaaten drückt sich durch die Häuser, aus den Sümpfen, in die Gemüter. Separatismus wurde hier nach der Abolition-Bewegung eingeführt. "Equal but separated" lautete die Losung. Und trotzdem gab es hier, wie auch in vielen anderen Städten, immer noch grausige Beweise und Ereignisse, die nicht von einer menschenwürdigen Gleichheit erzählen.
Solche Geheimnisse scheinen auch den Schweizer Kunsthistoriker Fenner an seinem neuen Arbeitsplatz, der Villa auf einer der kleinen Inseln, die vor Savannah liegen, in ihren Bann zu ziehen. Seltsames spielt sich hier ab, nie ist einer der BewohnerInnen zu sehen, dafür werkeln eine junge Frau mit Punk-Attitude und ein älterer Mann mit dicker Narbe im Gesicht den ganzen Tag und die ganze Nacht im Haus. Der Auftraggeber befindet sich auf Reisen, nachts gehen hier Männer ein und aus und eindeutige Geräusche dringen durch die antiken Wände. Und da ist die Legende um Big Sue, die ihren rassistischen, menschenverachtenden Vater, den kein Gesetz belangte, auf ihre ganz eigene Weise gestraft haben soll. Aber gibt es diese Big Sue tatsächlich? Und wo steckt sie? Je mehr Fenner darin versinkt, umso tiefer gräbt auch die deutsche Journalistin und Ich-Erzählerin. Und auch in Fenners Vergangenheit bzw. seiner Gegenwart findet sie brisantes Material...
Zur Autorin: Zora del Buono, geboren 1962 in Zürich, studierte Architektur an der ETH Zürich und der HdK Berlin. Nach vier Jahren Tätigkeit als Architektin und einem Aufbaustudium "Filmarchitektur" wandte sie sich vom Bau ab und dem Text zu. Sie ist Gründungsmitglied der Zeitschrift mare und betreut das Kulturressort mit Sitz in der Berliner Redaktion. Weitere Infos und Kontakt: www.zoradelbuono.de (Quelle: Verlagsinfo)
AVIVA-Tipp: Wortgewaltig schreibt sich Zora del Buono durch den trägen Süden der USA, durch die Separatismus-Geschichte, in die Schweizer StudentInnenrevolution, in die Kritik der alternden europäischen Linken und entwirft dabei Figuren, die so authentisch, so "real" werden, als ob sie den nächsten Moment aus den Buchdeckeln hervor steigen wollten! Ein spannender Krimi / Thriller, der nebenbei Geschichte illustriert und die Stadt Savannah vor dem inneren Auge lebendig werden lässt.
Zora del Buono
Big Sue
Mare Verlag, erschienen 2010
192 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-86648-135-0
18,00 Euro