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Beitrag vom 19.07.2010
Moon McNeill - Wenn Kunst krank macht
Marie Heidingsfelder
Selbstverständlich ist es nicht die kreative Arbeit, noch der Konsum von Kunst, die krank machen, sondern der sorglose Umgang mit den chemischen und häufig toxischen Materialien, wie die Autorin...
...selbst schmerzhaft erfuhr: Moon McNeill leidet an MCS, multipler chemischer Sensitivität.
Dass wissenschaftliche Forschung und Arbeit häufig mit tödlichen Risiken einher geht, ist spätestens seit Marie Curies Tod in Folge der dauernden radioaktiven Bestrahlung bekannt. In der bildenden Kunst sind derartige Risiken jedoch ein Tabuthema, obwohl Bernardini Ramazzini bereits 1713 in seinem Buch "De Morbis Artificium" die typischen Krankheiten von Kunstmalern, Steinmetzen, Töpfern und Kunstschmieden schilderte.
Dabei ist das Risiko heutzutage sogar gesteigert, denn wir leben in einer zunehmend chemischen Welt: "Mehr als 20.000 toxische Chemikalien sind bekannt und jährlich kommen mehr als 500 neue hinzu." erklärt Moon McNeill in der Einleitung ihres Buches. Umso wichtiger ist eine umfassende Aufklärung über die kurz- und langfristigen Gefahren, die viele der alltäglichen Materialien bergen. Erst wenn überhaupt ein Bewusstsein für das Problem besteht, kann man ihm in der Praxis begegnen. Ihr Buch richtet sich an HobbykünstlerInnen, Eltern, Studierende und Lehrende aller Kunstarten - egal, ob gesund oder krank.
Die selbst umweltkranke Autorin und Künstlerin hat ihr Buch in drei große Kapitel eingeteilt: Zunächst beschreibt sie, auf welchem Weg Toxine aus Künstlermaterialien in den Körper gelangen können, welchen Schaden sie dort langfristig verursachen können, welche Arten toxischer Stoffe am bedenklichsten sind, wer besonders gefährdet ist und was KünstlerInnen tun können um ihre Gesundheit besser zu schützen. Die (Über-)Dosis macht das Gift - dabei spielt es keine Rolle, ob diese durch eine große Einzeldosis oder viele kleine Dosen Toxine erreicht wird. Anhand von berühmten KünstlerInnen wie Niki de Saint Phalle, Eva Hesse, Julie Laffin, Rubens, Renoir, Paul Gauguin oder Francisco Goya zeigt sie die stille Präsenz der Problematik, die sich durch die Kunstgeschichte zieht. Das zweite Kapitel ist Interviews mit betroffenen KünstlerInnen gewidmet und zeigt ihre Krankengeschichte und die Erfahrungen mit Diagnostik und Therapie. Im letzten Teil zeigt Moon McNeill, welche Vorkehrungen man ganz praktisch treffen kann, um seine Gesundheit im Atelier besser zu schützen.
Im Anhang des Buches findet sich ein Kapitel für umweltkranke KünstlerInnen mit praktischen Tipps und Materialien aus der sogenannten Safe Art, deren Pionierin Monona Rossol auch das Vorwort zu "Wenn Kunst krank macht" schrieb. So entsteht ein informativer Überblick über häufig ignorierte Gefahren, in dem man das persönliche Engagement von Moon McNeill zwischen allen Zeilen herauslesen kann.
AVIVA-Tipp: "Wenn Kunst krank macht. Vom allzu sorglosen Umgang mit Künstlermaterialien" versucht ein Thema publik zu machen, das Moon McNeill seit ihrer eigenen Erkrankung sehr am Herzen liegt. Obwohl sie sich an Gesunde und Kranke richtet, bleibt zu befürchten, dass sie hauptsächlich Betroffene erreicht.
Moon McNeill
Wenn Kunst krank macht
Verlag: Books On Demand, April 2010
Sprache: Deutsch
Broschiert 208 Seiten
ISBN: 978-3839148785
29,90 Euro
Wer das Buch über die Homepage von Moon McNeill bestellt, profitiert vom Vorzugspreis von 25 Euro plus Porto. Kunststudenten zahlen sogar nur 20 Euro, gegen Kopie ihres Studentenausweises
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Unser Interview mit Moon McNeill (2005)
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.moonmcneill.de
www.kunst.ag/Moon.McNeill
www.umweltbedingt-erkrankte.de
www.creativecanaries.org