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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 08.03.2010


Yaakov Zinvirt - Hebräisch Lesenlernen und Verstehen und Tor zum Talmud
Nadja Grintzewitsch

In der Reihe "Jüdisches Lehrhaus - lebendiges Judentum" im Lit Verlag sind die ersten beiden Bände von Rabbiner Yaakov Zinvirt erschienen. Sie sind für LeserInnen ohne profunde Vorkenntnisse der...




...jüdischen Kultur und der hebräischen Sprache gedacht und bieten einen einfachen und größtenteils verständlichen Einstieg in die rabbinische Rechtssprechung und das moderne Ivrit.

Yaakov Zinvirt - Tor zum Talmud

Wer sich schon einmal mit Talmud und Mischna auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass sich die Thematik nicht so ohne weiteres von selbst erschließt. Denn der Talmud, neben dem Tanach (der jüdischen Bibel) immerhin das zweitwichtigste Werk des Judentums, spricht seine eigene Sprache und seine Logik ist nicht immer nachvollziehbar. Er ist in erster Linie eine Sammlung von Rechtssprüchen und setzt sich aus der Mischna, einer mündlich überlieferten Auslegung der Tora, und einem Kommentar (der Gemara) zusammen. Doch was bei den alten Rabbinen als universelles Wissen vorausgesetzt wurde, erschließt sich nach annähernd 2000 Jahren nur noch den Schriftgelehrten. Ohne die entsprechenden sprachlichen Voraussetzungen müssen HobbytheologInnen ohnehin auf die kommentierte, englischsprachige Ausgabe von Steinsaltz oder die deutsche Übersetzung von Lazarus Goldschmidt zurückgreifen.

Die "Einleitung in Talmud und Midrasch" von Günter Stemberger bot bisher den besten Ansatz und gilt unter StudentInnen als Standardwerk zu Aufbau, Entstehung und Inhalten des Talmuds. Auch Stemberger setzt jedoch gewisse Grundkenntnisse heraus und könnte durch seine wissenschaftliche Herangehensweise den Otto-Normal-Menschen schnell entmutigen. Das "Tor zum Talmud" dagegen wurde für LeserInnen ohne Vorkenntnisse geschrieben, die auf religiöser Basis etwas über die Strukturen jüdischen Denkens erfahren wollen. Wie ist eine Talmudseite aufgebaut, was ist die Tosefta und wer war eigentlich Raschi? All dies wird in einfacher Sprache und anhand von übersichtlichen Schaubildern vermittelt.

Im Hauptteil wird anhand einzelner Auszüge aus verschiedenen Traktaten rabbinisches Denken veranschaulicht. Wunderbar ist an dieser Stelle der didaktisch reduzierte Kommentar des Autors, der die teilweise schwer verständlichen Talmudpassagen noch einmal in leicht verdaulichen Häppchen präsentiert.

AVIVA-Tipp: Das "Tor zum Talmud" ist in erster Linie für interessierte LeserInnen gedacht, die Überblickswissen erlangen wollen. Durch die klar verständliche deutsche Übersetzung und anhand sorgfältig gewählter Beispiele öffnet sich Laien tatsächlich ein Zugang zu rabbinischem Grundwissen. Für das wissenschaftliche Arbeiten ist es jedoch nicht geeignet.


Yaakov Zinvirt - Hebräisch Lesenlernen und Verstehen

Der zweite Band der Reihe "Jüdisches Lehrhaus – lebendiges Judentum" bietet ein Programm zum Selbststudium der hebräischen Sprache an. Hierbei entwickelte der Autor eine neue Methode, bei der Schriftbild, erste Worte und einfache Sätze mit grafischen Darstellungen verknüpft werden. Vokabeln werden erlernt, indem eine Abbildung, etwa eines Hauses, mit dem entsprechenden hebräischen Wort und einer Nummer versehen wird. Um Sätze zu formen, werden mehrere Bilder aneinandergereiht, der/die SchülerIn ruft sich anhand der bezifferten Zeichnungen die Vokabeln ins Gedächtnis.

Die Theorie an sich ist interessant, nur die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Es wird zwar mit kleinen, übersichtlichen Einheiten gearbeitet, doch insgesamt kommt die Grammatik zu kurz – und die ist nun einmal mit das wichtigste beim Erlernen einer neuen Sprache. Außerdem wirken viele der Abbildungen sehr kindlich und sind bestenfalls für heranwachsende Jugendliche geeignet. Nicht immer lässt sich ein Zusammenhang zwischen Vokabel und Zeichnung erkennen, viele sind auch schlicht und ergreifend unpassend. Zu viele Lokalbestimmungen - wie "hier", "dort" oder "in" - bestehen aus Pfeilen, Kreisen und Punkten, die gründlich verwirren. Zusätzlich gibt es allein 28 männliche und 24 weibliche Eigennamen, die, durch unterschiedliche Figürchen gekennzeichnet, sehr schwer zu differenzieren sind.

Die Bezifferung der Vokabeln sorgt für zusätzliches Chaos. Dass das hebräische Wort für "Schmetterling" (parpal) die Nummer 138 trägt, das Wort für "Geld" (kesef) dagegen die 183, ist eine unnötige Information und lässt eine/n schnell durcheinander kommen. Diese lästigen Nummerierungen springen jedoch leider bei jeder neuen Einheit sofort ins Auge.

AVIVA-Fazit: Für den visuellen Lerntypen mag die Methode vielleicht geeignet sein, aber für ein Selbststudium der hebräischen Sprache bleibt das Buch zu unübersichtlich. Wünschenswert wäre eine Begleit-CD gewesen, um die Aussprache bestimmter Laute und Worte zu klären. Da diese jedoch fehlt, ist auch der Untertitel "Ein audiovisuelles Lernprogramm" irreführend. Wer Hebräisch lernen möchte, ist in einem Kurs der Jüdischen Volkshochschule Berlin besser aufgehoben.

Zum Autor: Yaakov Zinvirt wurde 1962 in Jerusalem geboren. Er studierte Religionswissenschaften und war von 1986 bis 1990 in Berlin als Kantor tätig. Seit 1999 ist er als orthodoxer Rabbiner in den jüdischen Gemeinden zu Mainz und Duisburg tätig.



Yaakov Zinvirt
Tor zum Talmud

Erschienen in der Reihe: Jüdisches Lehrhaus – lebendiges Judentum Bd.1
Lit Verlag, erschienen 2009
Softcover, 184 Seiten
ISBN: 978-3-8258-1882-1
19,90 Euro



Yaakov Zinvirt
Hebräisch Lesenlernen und Verstehen

Erschienen in der Reihe: Jüdisches Lehrhaus – lebendiges Judentum Bd.2
Lit Verlag, erschienen 2009
Softcover, 184 Seiten
ISBN: 978-3-643-10016-0
19,90 Euro
Weitere Infos finden Sie unter: www.lit-verlag.de



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Beitrag vom 08.03.2010

AVIVA-Redaktion