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Beitrag vom 27.01.2010
Reybil Cuaresma Bustos, Mario Arce Solórzano - Ein Solidaritätsprojekt in Nicaragua
Claire Horst
"Eine Frau mit einem einzigen Traum kann viele Sonnen entzünden. Und eine dieser Sonnen erleuchtet in Nicaragua den Weg jenes Traumes, den viele Freunde aus Deutschland geträumt hatten und aus ...
... dem in der Realität ein Bücherbus in der Erde von Rubén DarÃo geboren wurde mit dem Namen des virtuosen deutschen Dramatikers und Literaten Bertolt Brecht."
Die Frau, von der Mario Arce Solórzano mit so viel lyrischem Pathos spricht, ist Elisabeth Zilz, die Vorsitzende des Vereins "Ein Bücherbus in Nicaragua e.V.". Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, die nicaraguanische Bevölkerung auf eine besondere Weise zu unterstützen, durch einen erleichterten Zugang zu Bildung und Literatur. Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas, was auch dazu führt, dass ein großer Teil der Kinder und Erwachsenen auf Bildung verzichten muss – die AnalphabetInnenrate liegt bei 30 Prozent.
Die Idee zu dem Bücherbus entstand nach der sandinistischen Revolution, als Alphabetisierungskampagnen und Bildungsprogramme für BibliothekarInnen durchgeführt wurden. Aus diesem Ursprung erklärt sich auch der etwas salbungsvolle Tonfall des Büchleins, das jetzt im Archiv der Jugendkulturen erschienen ist. Mit demselben sozialistischen Gestus, mit dem in den 80er Jahren gegen das soziale Ungleichgewicht angekämpft wurde, berichtet das Buch über diese Kämpfe: "Sie (die Bibliothek auf Rädern) wurde zur schönsten Geste der Solidarität im Erziehungs- und Kulturbereich, von Bibliothekaren, hoffnungsfrohen Männern und Frauen, Organisationen und vielen anderen Leuten des deutschen Volkes, die Nicaragua mit diesem Bücherbus gefördert haben."
Gerade dieser Tonfall, der heutigen LeserInnen sehr blumig und ausschweifend erscheinen mag, vermittelt aber sehr eindrücklich die Aufbruchstimmung im nachrevolutionären Nicaragua. An diesem kulturellen und sozialen Neubeginn war das Projekt "Bücherbus Bertolt Brecht" beteiligt. Dessen BegründerInnen und MitarbeiterInnen stellen nun ihre Erfahrungen dar - auf sehr unterschiedliche Weise. Im ersten Teil des Buches beschreibt Reybil Cuaresma Bustos, der erste Fahrer und Bibliotheksgehilfe des Projektes, seine Erlebnisse als Bücherfahrer - daraus ist ein sehr persönlicher, anekdotischer Bericht geworden. Im zweiten Teil erzählt der Bibliothekar Mario Arce Solórzano die Geschichte dieser deutsch-nicaraguanischen Zusammenarbeit nach - von der Idee bis zur Umsetzung. Weiter wird nachgezeichnet, wie das Projekt "Bücherbus" zu einer deutsch-nicaraguanischen Bibliothek weiterentwickelt wurde und schließlich die Buchbindewerkstatt "Sophie Scholl" eingerichtet wurde, ein weiteres Bildungsangebot in Nicaragua. Der letzte Teil des Bandes schließlich ist eine Würdigung von Elisabeth Zilz, der Begründerin des Projektes.
Dank der zahlreichen farbigen Fotos und besonders der Schilderungen von Cuaresma Bustos entsteht ein eindrucksvolles Bild von der Aufbauarbeit, die das Projekt geleistet hat. Regelmäßige Besuche in Gefängnissen, Fabriken, Schulen und sozialen Einrichtungen zeigen ebenso wie die von dem Projekt vergebenen Studienstipendien, welche große Bedeutung das Angebot hat.
Ebenso pathetisch wie das Buch beginnt, endet es auch: mit einem Gedicht des Bibliothekars Arce Solórzano: "... Was ist ein Bücherbus in Nicaragua? / Es ist die köstliche Frucht der Freiheit und der Hoffnung, / die Essenz, die die Bildung erhält, /
Der Ausdruck von Kultur eines arbeitenden Volkes... "
AVIVA-Tipp: Das Buch informiert nicht nur über die Arbeit des deutsch-nicaraguanischen Bücherprojektes, sondern bietet auch Einblicke in die Situation im heutigen Nicaragua und vermittelt Anregungen für eine sinnvolle Entwicklungszusammenarbeit.
Reybil Cuaresma Bustos, Mario Arce Solórzano
Ein Solidaritätsprojekt in Nicaragua. Bücherbus "Bertolt Brecht", Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek, Buchbinderwerkstatt "Sophie Scholl"
Archive der Jugendkulturen
139 Seiten, 44 durchgängig farbige Abbildungen, Hardcover, 12 Euro
Erschienen im Januar 2010
Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter: www.jugendkulturen.de, Informationen zum Projekt unter: http://banmanagua.wordpress.com