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Beitrag vom 13.12.2009
Eva Maaser - Die Fehde der Königinnen
Kristina Tencic
Die erfolgreiche Krimiautorin Maaser widmet sich in "Die Fehde der Königinnen" erstmals dem Genre des historischen Romans und liefert trotz des missglückten Titels einen gelungenen ...
... Mittelalter-Schmöker
Eva Maasers "Die Fehde der Königinnen" ist ein historischer Roman. Eine böswillige Rezensentin könnte ihre Rezension auch damit schon beenden, da dieses Genre bereits hinreichend bekannt ist. Im typischen Mittelalter-Roman gibt es stets schöne Burgfräulein, hinterhältiges Gesindel, starke Männer, blutige Kriege, viel Dreck, Gestank und natürlich auch ungestüme Liebesgeschichten inklusive einem Königsmord, versteht sich.
So hält es auch die bisher erfolgreiche Krimiautorin Eva Maaser mit ihrem ersten Historienschmöker, der den Auftakt einer Romanserie darstellt, wie es die Vielschreiberin bereits angekündigt hat. Den Anfang nimmt die Erzählung im Jahre 566 n.Chr. in Toledo, wo sich die westgotische Königstochter Brunichild und der Landadelige Wittiges bei ihrer gemeinsamen Leidenschaft, den Pferden, näher kommen. Eine standesungemäße Liebe flammt auf und Wittiges schließt sich dem Brautzug Brunichilds an, die, ganz im mittelalterlichen Stile, aus politischen Gründen dem Frankenkönig Sigibert versprochen wurde. Bei einem Zwischenstopp im Frankenland verliebt sich Brunichild jedoch Hals über Kopf in den Bruder Sigiberts, Chilperich, der sich auch seinerseits beeindruckt von dieser Begegnung zeigt.
Im Königssitz Reims angekommen, arrangiert sich Brunichild schnell mit ihrer neuen Rolle und findet gekonnt einen kühlen, aber einflussreichen Zugang zu ihrem Ehemann. Wittiges indes macht sich bei der Garde des Königs verdient und wird unverhofft zum Besitzer eines Landguts, das sich bald als ertrag- und segensreich für ihn darstellen soll. Gleichermaßen unerwartet wird er von Brunichild böswillig dazu gezwungen, ihre durch Missbrauch geschwängerte Kammerdienerin zu heiraten, was einer standesmäßigen Entwürdigung des Ritters gleichkäme. Doch sowohl seine ehrerbietende Solidarität und Treue als auch seine Schwäche für die Königin lassen ihn sich seinem Schicksal fügen, was sich wiederum im Nachhinein als sein Glück entpuppen soll. Der rechtschaffende Wittiges, der in der Idylle von Land und Agrarwirtschaft seine Bestimmung findet, wird schleichend zum eigentlichen Protagonisten des Romans und zum vorrangigen Sympathieträger.
Der Erzählfaden spinnt sich weiter, bis frau nach fast 400 Seiten bei dem titelgebenden Thema angelangt ist, der Fehde der Königinnen, welche sich zwischen Brunichild und der intrigenhaften Heirat ihres Schwagers Chilperich mit seiner Geliebten entfacht. Ein Bruderkrieg bahnt sich seinen Weg und hinterlässt im Europa der Jahre 568-577 n.Chr. schwere Verwüstungen und herbe Verluste aller Parteien.
Eva Maaser versteht es, die Leserin fast unmerklich mit den Fakten und Gegebenheiten dieser ungemütlichen Epoche der menschlichen Zeitgeschichte vertraut zu machen und durch einen mühelosen und dennoch sehr wortgewandten Lesefluss am Ball zu halten. Wenn auch die unaussprechlichen und leicht zu verwechselnden Namen die Lesbarkeit der knapp 500 Seiten stets beeinträchtigen, so gelingt es der Autorin dennoch viel Liebe für ihre Charaktere aufzubringen. Insbesondere in Bezug auf den Ritter Wittiges dringt die Stärke des Werkes von Eva Maaser durch, denn es drängen sich Vergleiche zu großen Werken der Weltliteratur, allem voran Tolstois Anna Karenina, auf. Auch hier bleibt die Protagonistin häufig außen vor und wird zum unberechenbaren Charakter, dem die Empathie der Leserin während all seiner Wandlungen abhanden kommt. Wittiges wird somit gleich dem Gutsbesitzer Lewin zum schicksalsergebenen Gefährten, zum eigentlichen Gewinner aller Wirrungen und zum unbeabsichtigten Herzstück der Erzählung.
AVIVA-Tipp: Bei allen Schwächen des Romans, angefangen bei dem verfehlten Titel, über die abgedroschenen Mittelalter-Allgemeinplätze, bis hin zu der oft arg unkontrolliert abbrechenden Spannungskurve etwa bei dem regelrechten Abhaken der diversen Liebesbeziehungen, kann frau dem Historien-Epos doch viel Gutes lassen. "Die Fehde der Königinnen" muss demnach als erster Streich einer Romanfolge verstanden werden, dem die im August 2010 erscheinende "Rache der Königinnen" folgen wird. Alle Mittelalterfans können sich also auf eine Fortsetzung freuen.
Zur Autorin: Eva Maaser wurde 1948 in Reken (Westfalen) geboren. Sie studierte Germanistik, Pädagogik, Theologie und Kunstgeschichte in Münster. Im Jahre 1999 erschien ihr erster Roman "Der Moorkönig" und im darauf folgenden Jahr "Das Puppenkind", der Auftakt einer erfolgreichen Serie von Kriminalromanen. 2007 veröffentlichte Maaser ein Kunstmärchen für Kinder mit dem Titel "Kim rettet den König". Sie lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Steinfurt im Westfälischen, wo auch die Mehrzahl ihrer Romane angesiedelt ist. (Quelle: histo-couch.de, kinderbuch-couch.de)
Die Fehde der Königinnen
Eva Maaser
Piper Verlag, erschienen Juli 2009
Kartoniert, 480 Seiten
ISBN: 9783492253444
8,95 Euro
www.piper-verlag.de
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