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Beitrag vom 20.10.2009
Gail Jones - Perdita
Clarissa Lempp
"Sorry" so der Originaltitel des Romans von Gail Jones, erzählt von dem Mädchen Perdita, dem Leid des Aboriginie Mädchens Mary und spinnt die Fäden ihrer Freundschaft durch Zeit und Kontinente.
Irgendwo zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg beginnen Perdita Keenes Erinnerungen. Sie erinnert sich an das Miteinander der Familie, der Familie die nicht ihre eigene war. Durch das Hauspersonal und die Gleichgültigkeit der eigenen Eltern verbringt Perdita ihre Zeit in der Natur mit den "Schwarzen". Ihr Vater, Anthropologe mit wenig anthroposophischer Persönlichkeit, verschwindet hinter Büchern und Selbstmitleid aus der Kriegsverwundung, oder stellt seine ebenso verwundete Männlichkeit durch Gewaltausbrüche wieder her. Die Mutter ist ein Nervenbündel, das sich hinter einer Wand von Shakespeare Zitaten versteckt.
Dazwischen wächst Perdita heran und wird mit ihren zehn Jahren zur genauen Beobachterin der Menschen um sie herum und deren Geschichten und Beziehungen. Sie klammert sich, nachdem die Mutter zur Erholung in ein Kloster geschickt wird, an das nur wenige Jahre ältere Aboriginie Mädchen Mary, das Hausmädchen und Gesellschafterin im Hause Keene ist. Vater Keene versinkt in seiner wenig fortschreitenden wissenschaftlichen Arbeit, während Perdita, der taube Nachbarsjunge Billy und Mary ihre eigene Welt aufbauen, die von den Geschichten und Mythen beider Kulturen durchdrungen sind. Als Perditas Mutter zurückkehrt, befinden sich die Kinder in einem seligen Zustand der Dreisamkeit und auch die zermürbte Stella Keene scheint ein wenig Ruhe zu finden, bis die Gewaltherrschaft ihres Mannes das eingeschworene Leben zerstört.
Zur Autorin: Gail Jones, geb. 1955 in Westaustralien, unterrichtete bis vor kurzem Englisch, Kommunikation und Kulturwissenschaft an der University of Western Australia, heute lebt und arbeitet sie in Sydney. Ihre Bücher sind im englischsprachigen Original mehrfach ausgezeichnet. Ihr erster Roman, "Black Mirror", wurde mit dem "Nita B. Kibble Award" ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman "Sixty Lights" erschien 2004 und war für den "Booker Prize" nominiert. "Perdita" stand 2008 auf der Shortlist des Miles Franklin Award und auf der Longlist des Orange Prize.
AVIVA-Tipp: Wie bereits im Vorgänger Roman "Sechzig Lichter" beweist Gail Jones auch in "Perdita" nicht nur ihr Talent Geschichten zu erzählen, sondern verblüfft, belehrt und bereichert durch genaues Wissen über die Hintergründe so wie das Alltägliche aus dem Kolonialismus. Ihre poetisch klare Sprache, ihr Feingefühl für ihre Figuren und ihre offenbare Wissbegierde machen Perdita lebendig und gleichzeitig zu einem ergreifenden Stück Geschichte.
Gail Jones
Perdita
Originaltitel: "Sorry"
Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösch
Edition Nautilus, erschienen August 2009
Gebunden mit Schutzumschlag, 256 Seiten
ISBN 978-3-89401-599-2
19,90 Euro
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Der Traum vom Sprechen von Gail Jones.