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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.04.2009


Joseph Roth - Leben und Werk in Bildern. Eine Biographie
Sharon Adler

Zum 70. Todestag des Schriftstellers erschien die Biographie von Wilhelm von Sternberg sowie der Bildband zu Leben und Werk von Heinz Lunzer und Victoria Lunzer-Talos im Kiepenheuer & Witsch Verlag




Joseph Roth (1894-1939) wurde am 2. September 1894 als Sohn des jüdischen Holzhändlers und Getreideeinkäufers Nachum Roth und dessen Frau Maria (geb. Grübel) im galizischen Brody (heute Ukraine) geboren. Am 27. Mai 1939 starb Joseph Roth, gebrochen von privaten und beruflichen Schicksalsschlägen und dauerhaftem starken Alkoholkonsum, in einem Pariser Armenhospital.

Dem begnadeten Schriftsteller und schwierigem Menschen sind nun zu Ehren seines 70. Todestags zwei Neuerscheinungen, darunter eine überarbeitete und ergänzte Neuausgabe gewidmet.

Der Joseph-Roth-Bildband als Neuausgabe
Zu Leben und Werk von Joseph Roth (1894 bis 1939) legen Victoria und Heinz Lunzer eine überarbeitete Fassung ihres prächtigen und sorgfältig recherchierten Bildbands vor. Er präsentiert den großen Erzähler mit all seinen Facetten und liefert zugleich ein Bild seiner von Aufbrüchen und Untergängen gezeichneten Epoche.

Joseph Roths Werk, das durch wichtige politische und geistige Bewegungen, Heimatlosigkeit und Exil, geprägt ist, das einen melancholischen und zornigen Humanismus angesichts der Untergänge und Rückschritte in der Geschichte seiner Zeit vertritt, ist auch 70 Jahre nach seinem Tod noch immer aktuell. Dieser hervorragende Bildband präsentiert in exzellenter Bildfolge Personen, Orte und Begebenheiten, die Roths zerrissenes, kurzes und doch ausgefülltes Leben für die LeserInnen nacherlebbar machen: Fotografien aus der Geburtsstadt Brody in Galizien, aus Lemberg, aus dem Wien vor 1914, dem Ersten Weltkrieg und aus den europäischen Zentren der Zwanziger- und Dreißigerjahre, in denen Roth in Cafés und Hotels lebte und schrieb. Privatfotos aus dem persönlichen Umkreis des Autors gewähren einen Blick in sein privates Leben. Private Korrespondenz und Geschäftsbriefe, Autobiographisches und die von WegbegleiterInnen Roths sowie Zitate aus seinem Werk runden den biographischen Zugang ab. Die vielen, fast ausnahmslos zeitgenössischen Fotografien wurden extra für dieses Buch zusammengetragen.

Für diese lang erwartete Neuausgabe sind etliche Bilder und Dokumente hinzugekommen. Ihre Chronologie, die gut und exakt recherchierten Kommentare und ausgewählten Zitate aus den Schriften eröffnen einen informativen und optisch überaus reizvollen Einstieg in Leben und Werk des Autors.
Zu den AutorInnen:

Victoria Lunzer-Talos
, geboren 1944, leitete die Fachbibliothek für Kunstgeschichte an der Universität Wien. Arbeiten mit besonderem Schwerpunkt österreichisch-jüdischer Kulturgeschichte.
Heinz Lunzer, geboren 1948, leitete die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus in Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen zur österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Wilhelm von Sternburg - Joseph Roth - Eine Biographie
Ebenfalls im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen ist die große Joseph-Roth-Biographie. Brillant erzählt von Wilhelm von Stern zeichnet sie hautnah die Chronologie eines zerrissenen, leidenschaftlichen und erschütternden Lebens nach:

Vom jüdischen Außenseiter aus Ostgalizien zum Wiener Studenten und Weltkriegssoldaten, vom Starjournalisten der Weimarer Republik und Reisereporter zum österreichischen Literaten mit Weltruhm, der als depressiver Trinker im Pariser Exil stirbt. 70 Jahre nach Roths Tod wird sein Leben in dieser Biographie anschaulich erzählt.

Joseph Roth – bekennender Ostjude mit Hang zum Katholizismus, Pazifist und Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, zeitweise engagierter Sozialist und Propagandist einer erneuerten Habsburgmonarchie, kritischer Journalist und Legendenerzähler des eigenen Lebens, großherziger Moralist und begabter Polemiker: Kaum ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts war so widersprüchlich, kaum einer war so geschickt und souverän darin, seine Biographie und seine Philosophie ständig neu zu erfinden.

Der renommierte Publizist und Buchautor Wilhelm von Sternburg beleuchtet das von Mythen durchwirkte Selbstbild Roths. Er legt die Wurzeln im Ostjudentum und die Motive für Roths Habsburgsehnsucht frei, er spürt der melancholischen Ironie und dem heiteren Pessimismus des fortgesetzt neu enttäuschten Humanisten nach. Lebendig erzählt er von Roths Aufstieg, den bitteren Jahren der Emigration, Roths beharrlichem publizistischen Kampf gegen die Nazi-Barbarei, vom Wahnsinn der Ehefrau und von Roths körperlichem Verfall. Darüber hinaus stellt er Bezüge zu Kleist, Hölderlin, Heine oder Kafka dar und bezieht Deutungen zu Roths Romanen, seiner Heimatlosigkeit und der lebenslangen Fluchtbewegung mit ein.

Zum Autor: Wilhelm von Sternburg, Jahrgang 1939, war über dreißig Jahre lang Journalist für verschiedene Zeitungen sowie für Rundfunk und Fernsehen, u.a. Chefredakteur Fernsehen des Hessischen Rundfunks. Seit 1993 arbeitet er als freier Schriftsteller und Publizist. Sternburg hat u. a. Biographien über Konrad Adenauer, Lion Feuchtwanger, Carl von Ossietzky, Arnold Zweig und Erich Maria Remarque veröffentlicht sowie weitere Titel zu historischen und kulturellen Themen.

AVIVA-Tipp: Beide Veröffentlichungen zeigen nicht nur den widersprüchlichen Menschen und scharfisinnigen Denker und Schreiber Roth – sie offenbaren zugleich auch ein genaues Bild der Zeit und der Umstände. Vor allem aber bekommt die Leserin große Lust, sich den Meisterwerken des Melancholikers erneut anzunähern, so etwa "Hiob. Roman eines einfachen Mannes", "Radetzkymarsch" oder der Erzählung "Die Legende vom heiligen Trinker".



Victoria Lunzer-Talos, Heinz Lunzer
Joseph Roth - Leben und Werk in Bildern

Kiepenheuer & Witsch Verlag, erschienen: 03. März 2009
ISBN: 978-3-462-04102-6
304 Seiten, Gebunden
Euro 39.95



Wilhelm von Sternburg
Joseph Roth - Eine Biographie

ISBN: 978-3-462-05555-9
Kiepenheuer & Witsch Verlag, erschienen: 03. März 2009
592 Seiten, Gebunden, mit 32 Seiten Schwarz-Weiß-Abbildungen
Euro (D) 22.95





(Quellen: Deutsches Historisches Museum, Kiepenheuer & Witsch Verlag)


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Beitrag vom 09.04.2009

Sharon Adler