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Beitrag vom 25.06.2009
Wir Alphamädchen - Neuauflage als Taschenbuch
Stefanie Denkert
Mit einer neuen Einleitung, die auf die Ereignisse seit der Erstveröffentlichung in 2008 eingeht, erscheint das heiß diskutierte Werk nun als broschierte Ausgabe im Handtaschenformat. Praktisch!
Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl zeigten uns im Frühjahr 2008 ´Warum Feminismus das Leben schöner macht´. "Wir Alphamädchen" war und ist eine umfassende Bestandsaufnahme, Aufklärungsbuch und Plädoyer für einen neuen Feminismus zugleich.
Als im Mai 2007 der Begriff "Alphamädchen" in einem Spiegel-Artikel auftauchte, ging es um die vielen jungen Frauen, die ihre männlichen Mitstudierenden an den Unis überholen und schließlich auf dem Arbeitsmarkt von letzteren abgehängt werden. "Alphamädchen" wurde daraufhin quasi zum Synonym für gutausgebildete, selbstbewusste junge Frauen. Die Autorinnen Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl haben den Begriff jedoch ausgeweitet und erklären deshalb zu Beginn ihres Buchs: "Alphamädchen sind wir alle". Damit meinen sie, unabhängig von Herkunft und Bildung "alle jungen Frauen, die mitdenken und Ziele haben. Die sich für die Welt interessieren und frei und selbstbestimmt leben möchten, jede nach ihrer Art".
Das Oberthema des ersten Kapitels lautet "Identität", denn zunächst muss Feminismus generell vom Muff befreit werden und ein neuer Feminismus artikuliert werden. Das hatte bisher keines der aktuellen feministischen Bücher so deutlich getan, weder Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" noch "Neue Deutsche Mädchen" von Jana Hensel und Elisabeth Graeter. Im Gegensatz zu letzteren ist "Wir Alphamädchen" ein Aufklärungsbuch und zugleich Plädoyer für einen neuen Feminismus und folgt somit der amerikanischen Dritte Welle-Literatur wie Jessica Valentis "Full Frontal Feminism". Was die neuen Feministinnen auszeichnet, ist der Wunsch, alles zu haben: Kinder und Karriere, Intellekt und Sex, Verantwortung und Freiheit. Zusammen mit den Männern sollen die ungerechten Gesellschaftsstrukturen bekämpft werden. Deshalb muss man/frau zunächst den Status quo hinterfragen und sich über die internalisierten Sexismen klar werden, um zu wissen, was geändert werden soll.
Die Autorinnen von "Wir Alphamädchen" behandeln Themen, die uns alle angehen, von Sex bis Kinderbetreuung - und legen einen neuen feministischen Blick darauf, z.B. auch auf den Umgang mit Pornographie und Prostitution. Vor allem bei diesen Themenbereichen distanzieren sie sich von der klaren Anti-Haltung Alice Schwarzers. Die Welt, in der die Alphamädchen groß geworden sind, ist schließlich dank der Frauenbewegung gleichberechtigter als vor 40 Jahren. Doch ist noch längst nicht alles erreicht, das ist den Autorinnen sehr klar. Sie geben deshalb auch ein Update auf ´alte´ feministische Themen wie das Abtreibungsrecht und die Unsichtbarkeit des Weiblichen in der deutschen Sprache. Besonders bemerkenswert sind dabei ihre Tipps zum genderbewussten Sprachgebrauch und zur selbstbewussten Körpersprache.
Neben dem in den Medien weiterhin vorhandenen Sexismus bringt vor allem das Internet neue Gefahrenquellen mit sich: Die Autorinnen beobachten mit Sorge den weiblichen Exhibitionismus, der besonders von jungen Mädchen mit ihren Fotos auf Online-Communities betrieben wird. Stattdessen sollten Frauen auf "schlaue, kreative und kritische" Weise das Internet für sich erobern. Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl machen das auf ihre Weise mit weiteren – auch männlichen Autoren – auf dem Blog: maedchenmannschaft.net.
AVIVA-Tipp: Nach amerikanischem Vorbild der Third Wave-Feminismus-Literatur liefern die Alphamädchen ein ´Feminismus für EinsteigerInnen´-Buch ab, das gleichzeitig ein Plädoyer für ein gendergerechtes Deutschland ist. Dabei holen sie die feministische Theorie aus der Akademie ins ´wahre´ Leben, schreiben verständlich, argumentieren nachvollziehbar, klären auf, legen einen frischen Blick auf alte Themen und geben Tipps für den feministisch gelebten Alltag. Aus diesen Gründen ist "Wir Alphamädchen" eines der wichtigsten Bücher der neuen deutschen feministischen Literatur!
Zu den Autorinnen:
Meredith Haaf, geboren 1983 in München, Studium der Geschichte und Philosophie.
Susanne Klingner, geboren 1978 in Berlin, Studium der Politik und der Journalistik.
Barbara Streidl, geboren 1972 in München, Studium der Germanistik und Komparatistik. Sie leben als freie Journalistinnen in München und sind seit Jahren begeisterte Feministinnen. (Verlagsinfos)
Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl
Wir Alphamädchen - Warum Feminismus das Leben schöner macht
Blanvalet Verlag, erschienen im Juni 2009
Broschiert, 255 Seiten
ISBN-10: 3442373131
ISBN-13: 978-3442373130
7,95 Euro
Weiterlesen auf AVIVA Berlin:
Jana Hensel und Elisabeth Raether - Neue Deutsche Mädchen
Charlotte Roche – Feuchtgebiete
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