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Beitrag vom 06.04.2009
Melitta Breznik - Nordlicht
Sabine Grunwald
Eine junge Ärztin flieht vor beruflicher und persönlicher Überlastung nach Norwegen und verbringt die dunkle Jahreszeit in Erwartung des Nordlichts auf den Lofoten. Das Leben der Wehrmachtskinder
... in Norwegen wurde erst in jüngster Zeit thematisiert und aufgearbeitet.
Norwegen 1940. Die deutsche Wehrmacht besetzt das Land. Viele der Soldaten sehen die Zeit in Norwegen als Abenteuer an. Sie sehen schöne norwegische Frauen, flirten, feiern - und schwängern die Frauen. Als sie 1945 das Land verlassen, bleiben rund 10.000 - 12.000 Kinder von ihnen. Die beschimpft man als "Tyskerbarner" - Deutschenbastard - und lässt sie für die Taten ihrer Väter büßen. So wird ihnen beim Nationalfeiertag das norwegische Fähnchen mit der Begründung weggenommen, wer einen deutschen Vater habe, könne nie ein "guter Norweger" werden.
Anna ist durch ihren anstrengenden Job in der Klinik völlig ausgebrannt und fürchtet um ihre seelische Gesundheit.
Zuhause erhält sie auch keine Unterstützung. Ihr um einige Jahre ältere Ehemann, der im Anfang ihrer Beziehung der Erfahrene und Beschützer war, ist im Begriff, seine Firma abzuwickeln und verlangt von seiner Frau uneingeschränkte Aufmerksamkeit für seine Belange.
Eines Tages eskaliert die Situation und Anna verlässt fluchtartig die gemeinsame Wohnung.
Nach Monaten, ihr Mann lebt längst in einer neuen Beziehung, bricht sie alle Brücken hinter sich ab und macht sich auf die Reise nach Norwegen.
Auf den Lofoten zieht sie in eine kleine Hütte und wartet auf das Nordlicht, das die dunkle Jahreszeit beendet. Im Gepäck hat sie die Tagebücher ihres Vaters, der als junger Soldat in Norwegen stationiert war und nie groß über diese Zeit gesprochen hat. Anna strukturiert sich ihren Alltag durch tägliche Spaziergänge und kleine Alltagsrituale. Nach und nach findet sie ihr inneres Gleichgewicht wieder und beginnt, in der Geschichte ihres Vaters zu forschen. Bei ihren Erkundungen lernt sie eine Frau kennen, die als "Deutschenbalg" in Pflegefamilien und Heimen aufwachsen musste, da man den Frauen, die sich mit den Besatzern einließen, die Kinder wegnahm.
Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich zaghaft eine Freundschaft, die zur Entdeckung eines Geheimnisses führt, das beide enger miteinander verbindet, als sie sich je vorstellen konnten.
Zur Autorin: Melitta Breznik wurde 1961 in Kapfenberg, Steiermark, geboren. Sie schreibt und arbeitet als Ärztin in Graubünden. Bisher sind von ihr bei Luchterhand erschienen: "Nachtdienst" (Erzählung, 1995), "Figuren" (Erzählungen, 1999) und "Das Umstellformat" (Erzählung, 2002).
AVIVA-Tipp: Der biografisch angelegte Roman verbindet geschickt Geschichte und Gegenwart und arbeitet das tabuisierte Thema der sogenannten Wehrmachtskinder dabei sensibel auf.
Melitta Breznik
Nordlicht
Luchterhand Literaturverlag München, erschienen März 2009
Gebunden, mit Schutzumschlag, 256 Seiten
ISBN 978-3-630-87287-2
17,95 Euro
Lesen Sie mehr zum Thema "Wehrmachtskinder" unter:
www.3sat.de
www.lernzeit.de
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