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Beitrag vom 25.06.2014
Andrea Barnet - Am Puls der Zeit. Frauen in New York
Lisa Sophie Kämmer
Eine weibliche Avantgarde inmitten der Goldenen Zwanziger New Yorks. In zehn faszinierenden Biografien präsentieren sich uns mutige und provokative Bohemienne, die schon damals wussten, was...
... sie nicht wollten: leben wie ihre Mütter.
New York 1913-1930. Es sind turbulente Jahre in der Metropole am Hudson River, in deren Brennpunkt intellektueller und kreativer Energien es Menschen aus aller Welt zieht, die der erstickenden bürgerlichen Moral zu entfliehen hoffen. In frivolen Nachtclubs, illegalen Flüsterkneipen und diskussionsfreudigen Salons tummeln sich zu dieser Zeit auch Frauen, die gleichsam eine kulturelle Revolution herbeisehnen, die als solche den rigiden Moralvorstellungen des Viktorianischen Zeitalters letztgültig ein Ende setzen soll.
Die progressiven Bestrebungen der weiblichen Akteure werden hierbei vor allem um die Forderung nach einer weiblichen Emanzipation erweitert. Entgegen den sozialen Konventionen dringen die porträtierten Frauen auf ein Leben jenseits von Ehe, Mutterschaft und Haushalt. In ihrer Überzeugung gilt es sich folglich, aus dem spießbürgerlichen Korsett zu befreien und traditionelle Geschlechterrollen selbstbestimmend aufzulösen. Als Schriftstellerinnen, Sängerinnen, Herausgeberinnen und Salonniere sprechen sie offen über Sex, weibliche Lust und Geburtenkontrolle, stürzen sich in amouröse Abenteuer und feiern wie ihre männlichen Begleiter bis zum Morgengrauen.
Das Ziel ihrer feministischen Polemik gründete dabei stets in einer eigenen, vom Mann unabhängigen Identität, sodass etwa die Lyrikerin Mina Loy abschließend fordert: "Hört auf, euch mit Männern zu vergleichen, um zu wissen, was ihr nicht seid. Bemüht euch, in euch selbst herauszufinden, was ihr seid."
Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 schwang dieses moderne emanzipatorische Pendel schließlich zurück. Die weibliche Avantgarde zerstreute sich und erst in den 1960er Jahren setzten erneute Forderungen dieser Art ein.
Zur Autorin: Andrea Barnet, geboren und aufgewachsen in Boston/Massachusetts, studierte Literaturwissenschaften in Pennsylvania und Harvard. Über die Themen Kunst und Kultur, Frauen und Frauenliteratur schrieb sie 25 Jahre lang für die New York Times Book Review und in Harpers Bazaar über Kunst und Kultur, über Frauen und Frauenliteratur. Zurzeit arbeitet sie an einem Buch über vier Frauen, die in den 1960er Jahren die Welt veränderten; es erscheint demnächst bei Ecco Press/Harper Collins
Andrea Barnet auf Twitter: twitter.com/AndreaBarnet
AVIVA-Tipp: Andrea Barnets liebevoll zusammengetragene Biografien-Sammlung offeriert der Leserin einen intimen Einblick in das Leben selbstbewusster Frauen, die für einen kurzen, aber heiteren Augenblick, dem geordneten bürgerlichen Leben zu entfliehen vermochten. Ausgestattet mit viel Mut und Klugheit schritten sie ohne vergleichbare Vorbilder den gesellschaftlichen Konventionen entgegen, um diese – zuvorderst in ihrer eigenen Lebensführung – aufzuheben. Das Leben und Wirken dieser Frauen, die durch zahlreiche Fotografien (u.a. von Berenice Abbott) individuell vorstellbar werden, ist letztlich gerade deswegen so lesenswert, da sie als Vorreiterinnen späterer Initiativen gesehen werden dürfen.
Andrea Barnet
Am Puls der Zeit. Frauen in New York
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Kyra Stromberg und Lore Ditzen
edition ebersbach, erschienen am 26.03.2014
176 Seiten, mit ca. 80 Fotos, Halbleinen
ISBN 978-3-86915-080-2
24,00 Euro
www.edition-ebersbach.de
Diesen Titel können Sie online bestellen bei FEMBooks
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