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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 15.04.2008


Ich habe nichts gegen Juden, aber… Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung
Britta Leudolph

Die Studie von Prof. Albert Scherr und Barbara Schäuble untersucht die Ausgangsbedingungen und Perspektiven gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Befragt wurden Jugendliche..




...aus dem ganzen Bundesgebiet.

Die Analyse beschäftigt sich mit einer bisher wenig beachteten Frage: Wie können MitarbeiterInnen der Bildungsarbeit auf Antisemitismus bei Jugendlichen reagieren, die sich selbst als nicht antisemitisch verstehen?

Im Zuge der Studie wurden Jugendliche in der Gruppe zu Antisemitismus befragt. Es wurde diese Form der Erhebung gewählt, weil Jugendliche in der Gruppe eine ganz eigene Dynamik entwickeln und sich Gespräche oft anders als in einer Einzelbefragung entwickeln.
Die AutorInnen "[...] befragten dabei mehr als zwanzig Gruppen von Jugendlichen im gesamten Bundesgebiet, was sie über Juden und jüdisches Leben wissen. Daraus entstand eine Darstellung dessen, was Jugendliche über dieses Thema bekannt ist, was sie wissen oder annehmen, welche Sichtweisen sie haben, welche Argumentationen, Stereotypen und Vorurteile in solchen heterogenen sozialen Gruppen, Szenen und Milieus verbreitet sind und welche politischen und moralischen Haltungen Jugendliche einnehmen."

Eines der Ergebnisse der Untersuchung ist: Viele antisemitische Ressentiments und Stereotype sind so weit verbreitet, dass sie selbst von Jugendlichen weiter getragen werden, die keine AntisemitInnen sein wollen. "Die Wahrheit ist: Antisemitismus steckt in vielen der Jugendlichen. Manchmal sagen sie es lauter, manchmal versteckt oder verdruckst, aber wie bei einer uralten Krankheit liegt es am Immunsystem, ob oder wie stark sie ausbricht. Die Wahrheit ist: Antisemitismus in seiner unterschiedlichen Gestalt muss ernst genommen werden. Ihn nur der Ratlosigkeit wegen zu ignorieren wäre gefährlich in unserer komplexen Zeit, die zu allen möglichen Verschwörungstheorien verführt."

Deshalb lautet die Schlussfolgerung der Studie: Ziel der pädagogischen Arbeit muss es sein, die Jugendlichen mit anti-antisemitischer Grundhaltung zu befähigen, sich fundiert mit Antisemitismus auseinanderzusetzen.

Die Amadeu Antonio Stiftung startet in Zusammenarbeit mit der Freudenberg Stiftung eine Publikationsreihe: Unter dem Titel "Analysen" werden in lockerer Folge Untersuchungen zu Rechtsextremismus und weiteren Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit veröffentlicht.

Zu den AutorInnen: Barbara Schäuble, Diplom-Pädagogin, ist Mitautorin des "Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit" des DGB Bildungswerks Thüringen und aktiv im Netzwerk "Task Force Education on Antisemitism" des American Jewish Committee Berlin.
Prof. Dr. Albert Scherr, geboren 1958, lehrt an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er befasst sich seit Jahren immer wieder in wissenschaftlichen Studien und Diskussionsbeiträgen mit Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.

Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung finden Sie zusammengefasst in einer Broschüre als PDF unter: www.amadeu-antonio-stiftung.de
Die vollständige Studie finden Sie als PDF unter: "Ich habe nichts gegen Juden, aber…"

"Ich habe nichts gegen Juden, aber…" - Ausgangsbedingungen und Perspektiven gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit gegen Antisemitismus.
Prof. Dr. Albert Scherr, Barbara Schäuble
Amadeu Antonio Stiftung, 2007
Broschüre
Kurzfassung: 68 Seiten
Langfassung: 122 Seiten


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Beitrag vom 15.04.2008

Britta Leudolph