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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.08.2012


Zaha Hadid und Suprematismus - Herausgegeben von Galerie Gmurzynska
Laura Wösch

Die Arbeiten der mit dem Pritzker Preis ausgezeichneten Architektin gelten als ausgesprochen eigenwillig und revolutionär. Im Begleitkatalog zur von ihr kuratierten gleichnamigen Ausstellung in...




... Zürich verrät sie im Interview mit Hans Ulrich Obrist, woher sie ihre Inspirationen schöpft und macht ihre Faszination für die russische Avantgarde-Kunst deutlich.

Von der Gegenständlichkeit befreit

Wirft mensch einen Blick auf die zeichnerischen und computergenerierten Gebäudeskizzen der Stararchitektin Zaha Hadid, ist die künstlerische Verwandtschaft zur russischen Avantgarde augenscheinlich.
Von einem Vortrag über den russischen Konstruktivismus inspiriert, entdeckte sie bereits während ihres Studiums die künstlerische Nähe zu Kasimir Malewitsch, dem berühmtesten Vertreter des Suprematismus. Malewitschs Ideal entsprach einer von Gegenständen befreiten Kunst, die er in der Klarheit einfacher geometrischer Formen fand. "Die ganze Idee der Leichtigkeit, des Gleitens, der Struktur und wie es sanft auf der Erde landet, das alles stammt daher", erzählt Zaha Hadid in einem im Begleitkatalog zur Ausstellung abgedruckten Interview mit dem Schweizer Kurator Hans-Ulrich Obrist.

Auf der Suche nach räumlichen Grenzen

Die 1950 in Bagdad geborene und in London lebende Stararchitektin Zaha Hadid ist bekannt für ihre innovativen Entwürfe, die sich in ihrer Formensprache zwar an der Vergangenheit orientieren, sich aber dennoch stets der Zukunft verpflichten. Utopien scheinen sich in ihren Konstruktionen mit der Gegenwart zu versöhnen. Internationale Aufmerksamkeit wurde ihrer Arbeit erstmals 1983 geschenkt. Der damals viel diskutierte Entwurf eines Klubhauses auf dem Hong Kong Peak, einer architektonischen Raumkonstruktion, die das Gefühl evoziert, entgegen den Regeln der Schwerkraft zu schweben, wurde jedoch nicht realisiert. Geometrische Figuren entfliehen hier ihrer Bodenhaftung, als hätten sie sich aus einem Gebäudekomplex in die Zukunft sprengen wollen. Es scheint, als wollte die Architektin fragen "Wo sind die Grenzen des Raums und wie kann ich sie überschreiten?"

Preis und Prestige

Zaha Hadids Gebäudeentwürfe galten deshalb lange Zeit als zu kühn. Erst das 1993 realisierte Feuerwehrhaus für die Architektur- und Designschmiede Vitra in Weil am Rhein bewies, dass sich Hadids Entwürfe durchaus mit der Realität vereinbaren lassen. Im Laufe der Jahre veränderte sich ihre tendenziell scharfe und zackige Formensprache zugunsten organischerer Formen. Ihre Designs und Gebäudeentwürfe wirken seitdem wie von Erosion geformt und scheinen mit den Gegebenheiten der Natur befriedet. Als erste Frau konnte die Exil-Irakerin schließlich 2004 den renommiertesten Architekturpreis, den Pritzker Preis, entgegennehmen. Gemeinsam mit ihrem Partner, dem deutschen Architekten Patrik Schumacher, ist sie weltweit überaus erfolgreich. In den letzten Jahren wurden erneut zwei prestigeträchtige Gebäude, das "MAXXI" genannte Museum für Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom und das Opernhaus in Guangzhou fertiggestellt.

Bezug und Wirkung

In den von ihr dynamisch gestalteten Ausstellungsräumen in der Galerie Gmurzynska am Zürcher Paradeplatz führte die Architektin durch Gemälde und Arbeiten auf Papier der von ihr bewunderten russischen Suprematisten El Lissitzky, Alexander Rodtschenko und Kasimir Malewitsch und setzte sie räumlich in Bezug zu ihren eigenen Werken. Der zur Ausstellung erschienene aufwendig gestaltete Begleitkatalog führt erneut durch die dort entstandene Formenwelt.

AVIVA-Tipp: Ähnlich unaufdringlich wie die Architektin durch die Galerieräume lenkte, macht der Bildband in monochromer Bescheidenheit und Klarheit die Struktur der Ausstellung deutlich. Neben den zahlreichen schwarz-weiß und gülden leuchtenden Skulpturen und Designs von Zaha Hadid reihen sich Eckpfeiler der Kunstgeschichte, wie Malewitschs Werk Supremus. Die Auflösung der Empfindung. Textbeiträge von namhaften ArchitektInnen, KunsthistorikerInnen und KuratorInnen wie Charlotte Douglas, Patrik Schumacher oder Kenny Schachter fügen sich zwischen die großformatigen Abbildungen ein und dokumentieren das Verhältnis zwischen Zaha Hadids Formenwelt und dem russischen Suprematismus.

Zaha Hadid und Suprematismus
Herausgegeben von: Galerie Gmurzynska

Texte von Charlotte Douglas, Krystyna Gmurzynska, Edwin Heathcote, Alexander Lavrentiev, Melodie Leung, Andrei Nakov, Mathias Rastorfer, Kenny Schachter, Patrik Schumacher
Gespräch mit der Künstlerin von Hans Ulrich Obrist
Gestaltung von Dan Miller Design, New York
Hatje Cantz Verlag, erschienen 2012
Deutsch
288 Seiten, 175 farbige Abbildungen, gebunden, mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7757-3300-7
Euro 49,80
www.hatjecantz.de
(Englische Ausgabe ISBN 978-3-7757-3301-4)

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.zaha-hadid.com

www.gmurzynska.com

Interview mit Zaha Hadid im Online-Magazin für Produkt- und Interiordesign, Designline Living (2007)

"Suprematismus", in archINFORM



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Beitrag vom 09.08.2012

AVIVA-Redaktion