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Beitrag vom 16.04.2012
Megan Abbott - Das Ende der Unschuld
Britta Meyer
Lizzie und Evie sind Freundinnen, wie frau es nur mit dreizehn Jahren sein kann. Sie verbringen all ihre Zeit zusammen, tuscheln, schwärmen, tauschen Geheimnisse und glauben, alles über die ...
... andere zu wissen.
Ihre tägliche Welt besteht aus Schule und Hockeytraining, sie ist klein und auf wenige Personen konzentriert: Dusty, Evies Schwester und umschwärmte Highschoolkönigin, und natürlich Evies Vater, Mr. Verver, in den Lizzie heimlich und unsterblich verliebt ist. Der Frieden zwischen den Mädchen ist papierdünn, insbesondere Dusty duldet weder Konkurrenz noch Widerspruch.
Die ganze Szenerie der amerikanischen Kleinstadt inmitten drückender Sommerhitze verspricht ein kommendes Unheil und die Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten: Evie verschwindet spurlos, ein Schock, der durch die ganze Nachbarschaft geht. Nur Lizzie ist am Tag davor ein rostbraunes Auto aufgefallen, das ihr und Lizzie auf dem Nachhauseweg gefolgt ist.
Plötzlich sieht sie sich als einzige Zeugin von allen gebraucht, beachtet und respektiert. Aber was soll sie auf all die Fragen antworten? War Evie ein glückliches Mädchen, hatte sie Geheimnisse, würde sie von zu Hause weglaufen? Wie gut kennt sie ihre beste Freundin eigentlich? Evies Verzweiflung wird zu Lizzies imaginiertem Abenteuer. Als könnte ihre Phantasie mit der perfiden Brutalität der Realität mithalten...
Die mehrfach ausgezeichnete Autorin Megan Abbott zeichnet eine Geschichte voller suggestiver Bilder, die alle auf den ersten Blick klar und eindeutig erscheinen. Irgendwo jedoch stimmt immer etwas nicht und für die Lesenden wie für Lizzie schleicht sich schnell das Gefühl ein, von Anfang an belogen worden zu sein. Aber was ist hier noch wahr?
Zur Autorin: Megan Abbott, geboren 1971 in Detroit, studierte amerikanische Literatur. Ihr Roman "Queenpin" von 2007 gewann den "Barry Award" und den "Mystery Writers of America Edgar Allen Poe Award". Sie veröffentlichte außerdem "Die a Little", "The Song is You", "Dare Me", die kulturwissenschaftliche Bearbeitung des Film Noir-Genres "The Street Was Mine: White Masculinity in Hardboiled fiction and Film Noir" und gab 2007 die Geschichtensammlung "A Hell of a Woman: an Anthology of Female Noir" heraus.
AVIVA-Tipp: "Das Ende der Unschuld" baut eine dichte, beklemmende Stimmung auf und direkt unter dem golden flimmernden Sonnenlicht warten Lügen, Heimlichkeiten, versteckte Begehrlichkeiten, Neid und blanker Hass. Manche Bedrohungen sind subtiler als ein Fremder im rostbraunen Wagen, dafür aber allgegenwärtig. Abbott zeichnet Bilder, die sich festsetzen wie ein Tinnitus. Unangenehm gut.
Megan Abbott
Das Ende der Unschuld
Originaltitel: The End of Everything
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Isabel Bogdan
Kiepenheuer & Witsch
Erschienen am 28. Februar 2012
288 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-462-04390-7
17,99,- Euro
www.kiwi-verlag.de
Weitere Informationen finden Sie unter:
Megan Abbott`s gemeinsamer Blog mit Sara Gran: The Abbott Gran Old Time Medicine Show