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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 28.09.2011


Meike Fischer - 8qm - Tisch - Bett - Stuhl
Nina Breher

Nur einige anonyme Quadratmeter standen Insassinnen des Frauengefängnisses Frankfurt-Preungesheim zu. Anfang dieses Jahres wurde es abgerissen. Eine Fotografin sucht nach Spuren des Lebens...




...in menschenleeren Zellen.

Gefängnisse assoziieren wir mit muskulösen Männern, starken Hierarchien, Drogenhandel und Ausbruchsversuchen. Doch kann der Alltag mit der medialen Darstellung mithalten? Und: unterscheidet sich ein Frauengefängnis von Männerhaftanstalten? All das sind Fragen, die sich an den vorliegenden Bildband stellen lassen, Fragen, die interessieren. Doch die Frage, der in diesem fotografischen Essay vor allem nachgegangen wird, ist eine andere: Wirken BewohnerInnen eines Raumes – noch dazu eines abgeschlossenen, unter Zwang zugewiesenen Raumes – auf ihn zurück? Wo finden sich Spuren des Lebens – und welchen Lebens – innerhalb eines zutiefst disziplinierten Umfeldes?

Die abgeblätterte Wandfarbe vermittelt BetrachterInnen ein Gefühl dafür, wie viele Generationen von Insassinnen hier wochen- oder gar jahrelang ihr Dasein gefristet haben müssen, wie viele Schicksale mit jedem der winzigen Räume verwoben sind. Und zwar nicht nur in den hier gezeigten Zellen, sondern auch in den zahlreichen Justizvollzugsanstalten, die noch in Betrieb sind. Sie beherbergen Menschen, die nicht freiwillig dort sind und die durch einen Gefängnisaufenthalt aus der Gesellschaft herausgenommen werden – oft mit der paradox anmutenden Forderung, sie durch genau diese Maßnahme ´resozialisieren´ zu wollen.

Abgenutzte Tische und Böden, bemalte Wände und übrig gebliebene Fotos zeugen von diesem isolierten Leben – was ist es für eines? Die unterschiedlich gestalteten Wände entlarvt die Künstlerin durch eine konsequente Aneinanderreihung der identischen Räume, die sie aus nur wenigen Perspektiven fotografiert, als eine Farce der Individualität. Ebenso die Pinnwände: In jedem Zimmer an gleicher Stelle platziert lassen sie einen kleinstmöglichen Raum zur Gestaltung, dessen Ausmaß gerade mal die Größe eines DIN A3-Papieres umfasst. Nicht nur Aufenthaltsort, Tagesrhythmus und Alltag sind reguliert, sondern auch der private Raum.

AVIVA-Fazit: Indem die Fotografin und Fotojournalistin Meike Fischer sich entschied, aus nur wenigen Perspektiven zu fotografieren, tritt die Serialität der Aufnahmen und die der Zellen mehr als deutlich hervor. Ihre erste Monographie wirft einen Blick ´hinter die Gitter´. Unbehaglich, beklemmend und deprimierend sind diese Fotografien, die in sorgfältig austarierten Grau- und Pastelltönen den wenigen Spielraum ausleuchten, der den Inhaftierten zugesprochen wird.


Zur Künstlerin: Meike Fischer, geboren 1970 in Hanau, ist Fotojournalistin und Fotografin. Nach ihrem Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main war sie für verschiedene Magazine und Zeitungen (z.B. Frankfurter Rundschau Magazin, Allegra) als freie Bildjournalistin tätig. Seit 2004 leitet sie verschiedene Fotoworkshops im Rhein-Main-Gebiet und seit 2010 ist sie zudem Lehrbeauftragte an der FH Frankfurt. In diesem Jahr wurde ihre Fotografie im Rahmen der Verleihung des Europäischen Architektur-Fotografiepreises anerkannt.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.meike-fischer.de

Meike Fischer
8qm – Tisch – Bett – Stuhl

Mit einem Text von Marc Peschke
Deutsch / Englisch
Kehrer Verlag, erschienen September 2011
Gebunden, 68 Seiten
ISBN: 978-3-86828-230-6
24,00 Euro
Weitere Informationen finden Sie unter: www.kehrerverlag.com

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Die schlimmsten Gitter sitzen innen, ein eindrucksvolles Buch über den Gefängnisalltag.

Gitta Seiler – über mädchen – das Kapitel ´jailed´ empfindet die Langeweile und Einsamkeit von minderjährigen Inhaftierten nach.


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Beitrag vom 28.09.2011

AVIVA-Redaktion