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Beitrag vom 04.04.2008
Brundibár – neu vertont von Chor und Orchester des Gymnasiums Christianeum
Kristina Tencic
Die Kinderoper Brundibár wurde im Ghetto Theresienstadt erneut komponiert und mit jüdischen Kindern über fünfzig mal aufgeführt. Das Hörspiel verkörpert die Hoffnung auf Gerechtigkeit,...
...welche die Kinder in Theresienstadt trotz allem bewahrten. Die Neuvertonung gibt diese Erinnerung an heutige Kinder weiter und hält sie wach.
Die Kinderoper Brundibár wurde 1938/39 von Hans Krása und Adolf Hoffmeister komponiert. Nach ihrer Deportation nach Theresienstadt schrieb Krása das Stück noch einmal neu, da er die Aufzeichnungen nicht mitnehmen konnte und für diese Partitur weniger Instrumente ausreichten. Uraufgeführt wurde die Oper im Prager Waisenhaus. Brundibár missbrauchten die Nazis auch für Propagandazwecke. So wurde die Inszenierung sowohl verfilmt als auch dem Roten Kreuz zum Zeichen der "guten Behandlung" der Juden im Ghetto vorgeführt. Krása wurde in Auschwitz ermordet. Hoffmeier hatte Glück und bekam dank dieser Oper eine Einladung ins Ausland, wodurch er den Holocaust überlebte.
Ein kleiner Lichtblick
Über fünfzig mal konnte das Musikstück im Ghetto Theresienstadt aufgeführt werden – allerdings immer wieder mit wechselnden DarstellerInnen, da fast alle von ihnen nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden. Nichtsdestotrotz war die Vorführung sehr bedeutend für die Kinder im Ghetto, wie es auch die Überlebende Eva Erben beschreibt: "Dieser Brundibár hat doch für uns die SS-Mannschaft verkörpert. Das Böse! Und das wollte man besiegen...Wir haben uns sehr stark gefühlt. Wir waren voller Hoffnung, dass es wahr wird." Das Stück durfte ohne Judenstern an der Kleidung aufgeführt werden, was den ProtagonistInnen für kurze Zeit das Gefühl von Freiheit gab, nach dem sie sich so sehr sehnten.
Die Geschichte
Die Mutter von Aninka und PepÃcek ist schwer krank und braucht Milch um wieder gesund zu werden. Die Geschwister gehen auf den Markt, doch leider haben sie kein Geld und somit will ihnen kein Händler Milch geben. Als sie an dem Leierkasten Brundibár betrübt vorbei schlendern, fällt ihnen auf, dass er sehr viel Geld bekommt, obwohl er gar nichts zu verkaufen hat. Musik ist die Lösung, "das können wir auch"! Die Kinder singen ihr Lieblingslied, und erhoffen sich kleine Spenden dafür, doch stattdessen fängt Brundibár an zu schimpfen und versammelt Menschen um sich. Vereint werden die Kinder vom Marktplatz gejagt.
Aber es gibt ja glücklicherweise noch ihre Freunde, die anderen Kinder und die Tiere. Am nächsten Tag machen sie sich gemeinsam auf, denn "wenn alle helfen ist er besiegt!". Indem "alle zusammen wir gegen ihn singen!" schlagen sie den bösen Brundibár in die Flucht und verdienen das dringend benötigte Geld.
AVIVA-Tipp: Die Kinderoper Brundibár ist ein wichtiges zeitgeschichtliches Zeugnis der Überlebenden des Holocaust und, wie es Ivo Petrlik in der Einleitung ausdrückt, eine "Verneigung vor den Menschen in Theresienstadt." Die vorangehenden, sowie abschließenden Worte und ein Prolog machen den Zusammenhang der Oper deutlich und das Stück leicht verständlich. Es ist also eine Oper von und für Kinder, die Hoffnung machen soll und die Erinnerung an die NS-Zeit wach hält.
Zu den Komponisten:
Hans Krása wurde 1899 in Prag geboren und studierte in Prag an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1932/33 wurden zwei umfangreiche Werke Krásas uraufgeführt: die Kantate "Die Erde ist des Herrn" und die Oper "Verlobung im Traum". Am 10. August 1942 wurde Hans Krása ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort bearbeitete er seine Oper "Brundibár" und komponierte weitere Lieder. Am 16. Oktober 1944 wurde Hans Krása nach Auschwitz deportiert, wo er in der Gaskammer starb.
Adolf Hoffmeister wurde 1902 in Prag geboren. Er studierte Jura an der Prager Karlsuniversität und promovierte dort 1925. Hoffmeister war Mitglied in verschiedenen Künstlervereinen, die unter anderem gegen den Nationalsozialismus agierten, und arbeitete als Maler, Karikaturist, Graphiker, Publizist und Schriftsteller. 1939 emigrierte er nach Paris, später in die USA. Nach dem Krieg kehrte er nach Prag zurück und war ab 1951 Professor an der Akademie für angewandte Kunst. 1967 wurde er Präsident des Verbandes bildender Künstler, fiel aber nach der Niederschlagung des Prager Frühlings in Ungnade und wurde aus dem kulturellen Leben ausgeschlossen. Adolf Hoffmeister starb 1973.
(Quelle: Verlagsinformation)
Weiterlesen bei AVIVA:
Das Interview mit Eva Erben.
"Mich hat man vergessen" von Eva Erben
"Der Mann von der anderen Seite" von Uri Orlev
Brundibar – Oper für Kinder
Hans Krása, Adolf Hoffmeister
Aufgeführt von Chor und Orchester des Gymnasiums Christianeum
Hörcompany, erschienen Februar 2008
1 CD, 52 Minuten
ab 8 Jahren
ISBN: 3-939375-34-9
14,90 Euro