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Beitrag vom 04.04.2008
Antonella Moscati. Fast eine Ewigkeit
Kristina Tencic
Fast eine Ewigkeit – so erscheint der Fünfzigjährigen ihr Leben. Eben noch von der ersten Menstruation überrascht, ist diese für immer verloren und lässt die Protagonistin über das Altern nachdenken
"Nur während einiger Jahre, nämlich in der Blüte des Lebens, war ihre innere Zeit mit der äußeren verschmolzen. Nun wusste sie, dass diese Übereinstimmung nur ein – wenn auch langer – Augenblick gewesen war, der das Ende der Kindheit mit dem Ende der Jugend verknüpft hatte: selige Sorglosigkeit des Daseins würde sie das heute nennen. (...) Ihre innere Zeit verging nun viel langsamer als die äußere, noch dazu maß sie sich nach unzuverlässigen Kriterien."
Was geschieht in einer Frau, wenn die Männer auf der Straße aufhören, sich nach ihr umzudrehen? Wie geht sie damit um, dass ihr Körper nicht mehr auf ihre Befehle hören möchte und sich weigert, ihren vitalen Charakter darzustellen?
Antonella Mocati beschreibt in ihrem lebensphilosophischen Essay die Gefühle einer Fünfzigjährigen, welche sich bewusst wird, dass der Zeitpunkt fürs Kinderkriegen verstrichen ist und ein großer Teil ihres Lebens, scheinbar ohne sie, vorüber gegangen ist. Sie betrachtet vor allem ihre Jugend, den Zeitpunkt ihrer ersten Menstruation und ihre bereits eingetretene Menopause. Sie lässt diese zeitlich und räumlich verschwimmen, ganz so, als wäre nichts dazwischen gewesen. Sie fühlt sich unvollkommen, noch nicht am Ziel, denn sie hatte sich doch damals, als Jugendliche, vorgenommen, auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können – wo ist die Zeit geblieben, wieso ist sie so gerast und warum kann der Körper diesem Tempo nicht standhalten?
AVIVA-Tipp: Das philosophische Büchlein ist artikulierte Melancholie. Wie "Fast eine Ewigkeit" erscheint der hypochondrischen und auch ein klein wenig verbitterten Frau ihr Leben, welches doch so hoffnungsvoll begonnen hat. Antonella Mocati beschreibt diese wankelmütigen Gefühlszustände sehr authentisch und offen und zeigt eine Welt jenseits der jungen Frauen auf den Hochglanzbildern der Medien.
Zur Autorin: Antonella Moscati wurde 1955 in Neapel geboren. Sie studierte Philosophie, promovierte über Martin Heidegger und übersetzte verschiedene philosophische Werke ins Italienische. Seit Ende der 90er Jahre ist sie Lektorin und arbeitet als Autorin. Ihr Buch "Fast eine Ewigkeit" gewann 2006 den "Premio Napoli" und wurde für den "Premio Viareggio" nominiert. Antonella Moscati lebt heute in der Nähe von Siena.
Fast eine Ewigkeit
Antonella Moscati
Aus dem Italienischen von Maja Pflug
C.Bertelsmann Verlag, erschienen 2007
Gebunden, 94 Seiten
ISBN: 357-000-95-64
8,00 Euro