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Beitrag vom 01.05.2008
Freudenmädchen Sophie
Britta Leudolph
Sophie Berlin ist Mitte zwanzig, als sie beschließt, mehr Sex und mehr Abenteuer zu wollen. Deshalb beginnt sie in einem Bordell zu arbeiten und erlebt viele Glücksmomente. Zwiespältig.
Sophie Berlin ist Freudenmädchen und die Arbeit in der Prostitution hat ihr "meistens unglaublich viel Spaß gemacht." Ihre Beschreibung der von ihr geleisteten Sexarbeit liest sich dann auch wie aus einem Werbeprospekt: "Wir sind Ratgeberinnen, Verbündete und Vertraute auf Zeit. Wir helfen Menschen dabei, ihre Körper kennenzulernen und die Angst vor Sex zu verlieren. Wir erschaffen jede Menge schöne Momente und werden höchsten Ansprüchen an Kreativität gerecht. Wir sind Heilerin, Lehrerin, Psychologin und Aktionskünstlerin in einem." Ob sie sich da nicht grundsätzlich verschätzt, sei einmal dahin gestellt.
Sophie ist Mitte zwanzig, als sie beschließt, mehr Abenteuer und vor allem mehr Sex haben zu wollen. Wie naheliegend ist es da, in einem Bordell zu arbeiten. In einem Berliner Etablissement macht sie die ersten Erfahrungen mit Freiern und anderen Prostituierten und erlebt für sich nach eigenen Angaben eine großartige Zeit.
Von ihrem angesparten Geld leistet sie sich einen Asientrip, in dessen Verlauf sie in Tokio als "Wanderhure" arbeitet und die Vorlieben japanischer Männer kennenlernt. Später führt sie ihre Abenteuerlust nach Australien, wo sie im bekanntesten Bordell des Kontinents anschaffen geht und wieder "ganz tolle Erlebnisse" hat.
Sophies Schilderungen ihrer Sexarbeit sind ausschweifend, ihre Reflexionen über ihren Dienst umso kürzer und an einigen Stellen hanebüchen und naiv: "An manchen Abenden spielten alle Männer verrückt, und das nicht nur bei Vollmond. Irgendwelche kosmischen Strömungen schienen dann in allen gleichzeitig die unerfreulichsten und unhöflichsten Eigenschaften hervorzubringen. Es musste an den Sternen liegen, denn sie konnten sich ja unmöglich abgesprochen haben, uns zu ärgern."
AVIVA-Fazit: Wer Spaß an einer endlosen Aneinanderreihung sexueller Erlebnisse und Praktiken zwischen Prostituierten und ihren Freiern hat, ist bei dieser Lektüre genau richtig. Sophie Berlin berichtet unverblümt und bis ins kleinste Detail von ihrem als wunderbar empfundenen Leben als "Freudenmädchen". Der Hinweis, es handele sich um eine Autobiographie ist jedoch irre führend, da die Autorin nur über ihre Arbeit schreibt, der Mensch hinter der Prostituierten "Sophie" bleibt größtenteils ausgeblendet. So ist "Freudenmädchen Sophie" in Struktur und Aufbau einem nicht besonders originellem Porno ähnlich.
Freudenmädchen Sophie. Autobiographie
Sophie Berlin
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag, erschienen April 2008
Taschenbuch, 200 Seiten
ISBN 978-3-89602-832-7
9,90 Euro