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Beitrag vom 09.03.2008
Ulrike Haage – Die Stille hinter den Worten
Silvy Pommerenke
Was passiert eigentlich mit Worten, nachdem sie einmal ausgesprochen wurden? Wie viel bleibt von ihnen existieren und besteht Schweigen nicht auch aus Klängen? Ist der Nachhall im Kopf...
...nur die Weiterführung des Gesagten? So ungefähr könnte man den Inhalt dieses expressionistischen und avantgardistischen Hörspiels beschreiben.
Die Ausgangssituation war die Frage, was mit dem Raum hinter den Worten geschieht. Ulrike Haage versucht mittels musikalischer Klänge das Vakuum zu beleben, das sich akustisch um Worte und Gedanken bildet. Es ist die Stille, die in jeder von uns hockt, während wir alltägliche Dinge machen und dabei der Kopf in immerwährender Bewegung ist. Dort werden Worte ungeordnet gedacht, weniger syntaktisch logische Sätze.
Durch die neun Tracks des Hörspiels führt eine Frau, die zu Fuß, auf dem Rad oder in der S-Bahn quer durch Berlin unterwegs ist. Sie spricht mit niemandem, höchstens vielleicht mit sich selbst, und lässt Erinnertes, Erlebtes und Gegenwärtiges auf sich einwirken und artikuliert – sprunghaft und ungeordnet – Worte und Gedanken. Dabei wird sie von Ulrike Haages präpariertem Klavier und Carlos Bica am Bass musikalisch begleitet.
Ein akustisches Experiment, das die Hektik und den Lärm der Großstadt hinterfragt, denn gleichzeitig wird kaum so viel geschwiegen wie in Zügen, auf dem Fahrrad oder im Museum. Es wird eine gewisse Form von Gesellschaftskritik mit "Die Stille hinter den Worten" geäußert, denn die Kommunikation zwischen den Menschen wird durch die neuen Medien einerseits immer schneller, andererseits reduziert sie sich immer stärker, da persönliche und langsame Formen des Austausches wie Telefonieren oder das Briefschreiben immer weniger stattfindet.
Die Ursendung dieses avantgardistischen Hörspiels wurde am 24. Februar 2008 im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt. Wer diese verpasst hat, bekommt nun die Gelegenheit, das Ganze auf CD nachzuhören.
Lesen Sie auch das Interview mit Ulrike Haage auf AVIVA-Berlin zu ihrem Hörspiel "ding fest machen".
Weiterhören: "Hunger" von Katharina Franck und Ulrike Haage und "Mottenlicht"
von Antje Wagner
Ulrike Haage im Netz: www.myspace.com
AVIVA-Tipp: "Die Stille hinter den Worten" ist ein akustisches Abenteuer, das versucht, die Leere beziehungsweise den Raum hinter den Worten zu erklären. Ulrike Haage füllt mit ihrem präpariertem Klavier und dem wunderbaren Bassspiel Carlos Bicas dieses Vakuum aus. Nehmen Sie Sich die Zeit, um diesen meditativen Klangraum zu begehen.
Zur Autorin: 2003 erhält Ulrike Haage als erste Frau und jüngste Preisträgerin den Deutschen Jazzpreis (Albert Mangelsdorff Preis), der sie für ihr bisheriges vielseitiges und grenzüberschreitendes Lebenswerk, für ihre Arbeit an der Schnittstelle von Pop, Kunst und Avantgarde (Radio, Theater, Bands) auszeichnet.
2004 veröffentlicht Haage ihre erste Solo- Instrumental-CD "Sélavy"
und wird mit diesem Programm vom Goethe-Institut Moskau zu Solotourneen, Workshops und Verlesungen durch die Wolgastädte und nach Sibirien eingeladen. 2006 erscheint ihr hoch gelobtes Solo Album "Weißes Land". 2007 – 2009 soll das Orchesterwerk NUNATAK – eine Hommage an die Malerin Anna Eva Bergman – entstehen, eine Komposition für Kammerorchester, Vibraphon, Marimbaphon und Elektronik. Für den Rundfunk hat Haage mehrer viel beachtet Produktionen geschaffen, u.a. "Apokalypse live", "7 dances for the Holy Ghost", "ding fest machen" oder "Reise Toter". (Quelle: Verlagsinformation)
Ulrike Haage
Die Stille hinter den Worten
Mit Anna-Lena Zühlke (Stimme)
Carlos Bica (Kontrabass)
Ulrike Haage (präparierter Flügel, Elektronik, Objekte und O-Töne)
Bayerischer Rundfunk / Sans Soleil, Februar 2008
1 Audio CD, Spielzeit 42 Minuten
ISBN: 3880300437
ca. 17,50 Euro