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Beitrag vom 15.01.2009
Aus für Frauentennis in Berlin. Nie mehr German Open in Berlin
Sylvia Rochow
Nach vier Jahren gibt der qatarische Tennisverband seine Turnierlizenz zurück. Schon 2009 werden die weltbesten Tennisspielerinnen nicht mehr im Grunewald antreten.
Vorjahresssiegerin Dinara Safina aus Russland wird als letzte Titelträgerin der German Open in die Geschichte eingehen.
Gegenüber dem Berliner Tagesspiegel bestätigte der Präsident des gastgebenden LTTC Rot-Weiß, Josef Minderjahn, das Aus für das traditionsreiche, größte Frauen-Tennisturnier Deutschlands. In diesem Jahr hätten die Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften im Berliner Grunewald ihr 30. Jubiläum gefeiert. Die Geschichte der Veranstaltung reicht jedoch viel weiter als bis ins Jahr 1979 zurück. Jahrzehntelang war die idyllische Anlage an der Berliner Hundekehle zuvor Spielstätte für das traditionelle "Pfingstturnier".
Im Jahr 2005 hatte die Qatar Tennis Federation (QTF) die Rolle als Veranstalter vom nicht mehr am Turnier interessierten und verschuldeten Deutschen Tennis Bund (DTB) übernommen. Vier Jahre lang sorgten die Qataris dafür, dass den Berlinerinnen und Berlinern im Mai weiterhin Weltklasse-Tennis geboten wurde. Fast schon genau so lange wurmte sie das ständige Misstrauen der Berliner Presseöffentlichkeit. Kaum hatten sie die Lizenz erworben, sahen sie sich auch schon mit den ersten skeptischen Fragen konfrontiert. Ob sie die German Open nicht nur gekauft hätten, um die Lizenz mit der höchsten Turnierkategorie Tier I auf die heimische Veranstaltung in Doha zu übertragen und Berlin in den niedrigeren Tier II-Status "abzuschieben", zum Beispiel. Oder, ob man denn im nächsten Jahr überhaupt noch mal wiederkommen würde, wenn man keinen Überschuss erwirtschafte?
Lange hat die QTF dennoch ausgeharrt, geradezu gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie sich ganz bewusst für den Standort Berlin entschieden hätten, dass es ihnen um die guten Präsentationsmöglichkeiten gehe, die das Scheichtum hier habe und vor allem, dass sie es sich zur Aufgabe machen wollten, die German Open als Turnier von Jahr zu Jahr attraktiver zu machen. Außerdem trieben die Qataris eine enge Kooperation zwischen dem deutschen und dem eigenen Verband voran, der u.a. einen gegenseitigen Austausch von Nachwuchsspielerinnen und –spielern beinhaltete. In Berlin wurden die Wildcards in Absprache mit Fed Cup-Teamchefin Barbara Rittner jährlich an deutsche Spielerinnen vergeben, ebenso bei dem Turnier in Qatars Hauptstadt Doha.
Was letztlich den Ausschlag dafür gab, sich nun doch zurückzuziehen, darüber kann nur spekuliert werden. Fest steht, dass die Art und Weise so gar nicht in das bisher äußerst freundliche und professionelle Bild der Veranstalter passen mag. Ende 2008 wurde bekannt, dass erhebliche Ausstände der QTF bei verschiedenen Berliner DienstleisterInnen bestünden. Von der Rückgabe der Turnierlizenz an die Spielerinnenorganisation WTA und dem damit verbundenen Aus für die German Open erfuhr Minderjahn bislang nur per E-Mail – und zwar von WTA-Präsident Larry Scott.
Gut möglich, dass nicht zuletzt die von der WTA beschlossenen Veränderungen im Turnierkalender, durch die die German Open auf den ungünstigen Termin in der Woche vor den French Open in Paris gerutscht waren, sowie die immer wieder beklagte mangelnde Unterstützung von deutschen Sponsoren für die Weltklasse-Veranstaltung zu dem bedauerlichen Aus geführt haben.
Weitere Infos unter: www.german-open.org