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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 28.12.2009


Mary J Blige - Stronger withEach Tear
Lisa Erdmann

Das Jahr geht zur Neige und Miss Mary J. Blige liefert der geneigten Musikliebhaberin kurz vor Schluss ihren neusten, aber leider nicht sehr innovativen NuSoul-Cocktail. Das süßliche Gebräu ...




... mischt sich aus clubtauglichem Electro Hip-Hop, künstlichem Soul-Pop und der ein oder anderen schmusigen R`n`B-Ballade zu einem glasklaren, glatten Hollywood-Longplayer.


Nach den mittlerweile überstandenen "Growing Pains" aus dem Jahr 2008 ist die stimmstarke NuSoul-Diva nun "Stronger withEach Tear" - die Schmerzen sind überwunden und die toughe Künstlerin blickt wieder selbstbewusst in die Zukunft, welche nach mittlerweile mehr als 40 Millionen verkauften Tonträgern und acht Grammys ziemlich rosig scheint. Doch das Leben der Sängerin war nicht immer so faltenlos.

Geboren am 11. Januar 1971 in der New Yorker Bronx, wuchs die Tochter eines Jazzmusikers und einer Krankenschwester mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester LaTonya in Yonkers (New York) auf. Nachdem sie im Alter von fünf Jahren sexuell missbraucht wurde und mit fünfzehn erstmals mit Drogen und Alkohol in Kotakt kam, brach sie als Sechzehnjährige vorzeitig die Schule ab und litt immer wieder an Depressionen.

Ihre einzige Rettung war die Musik: Mary Jane sang in örtlichen Kirchenchors als Leadsängerin und entdeckte dort ihre Liebe zu Gospel- und Soul-Musik. Aufgespürt wurde sie 1988 von dem "Uptown Records"-Vorsitzenden Andre Harrell, ein Jahr später unterschrieb die damals Siebzehnjährige ihren ersten Plattenvertrag und stand kurz darauf unter den Fittichen von Sean "P. Diddy" Combs. 1992 folgte das mit "What´s the 411?" betitelte Debüt der heutigen R`n`B-Größe Blige, welches mit über drei Millionen verkaufter Tonträger zum Riesenerfolg wurde.

Nun, siebzehn Jahre später und um 8 Grammy-Ehrungen reicher, präsentiert Mary J. Blige mit dem Album "Stronger withEach Tear" ihr neuestes musikalisches Werk, auf welchem wieder einmal eine Vielzahl namhafter Musiker und Gastproduzenten vertreten sind. R`n`B-Talente und Hip-Hop-Gangster wie Darkchild, Swizz BeatzThe Dream, Sean Garrett, Tricky Steward und Ne-Yo haben auf dem neunten Studioalbum der Künstlerin ihre Finger im Spiel und mischen kräftig mit.

Bei so viel Unterstützung erwartet frau natürlich Großes von der afroamerikanischen Schönheit mit den glänzenden Augen und der tief-weichen Stimme. Nach mehrmaligem Hören des Silberlings ist festzuhalten, dass die Titel leicht ins Ohr gehen, die meisten jedoch nicht allzu lange dort verweilen können. Zwar sind die Beats vorwiegend schmissig und einige Takte durchaus tanzbar, aber dennoch bringt "Stronger withEach Tear" insgesamt nicht viel Neues auf den Tisch. Zu viele Melodien und Hooks bleiben durchschnittlich, zu vielen Songs fehlt der gewünschte Mary-Charme, der Blige`sche Soul, der aus dem Herzen klingt.

Nach dem Opener "Tonight", der vor der Künstlerin erst einmal die Produzenten "Konvict Music" nennt und mit viel Synthie, noch mehr Echo und rhythmischem Tonbandklatschen einläutet, folgt der Titel "The One", zugleich Titelsong für die Basketball-Dokumentation "More Than a Game", auf dem die weltweit geachtete Mary J. Blige mit dem noch unbekannten kanadischen Rapper Drake ein elektronisch verzerrtes Feature singt. Den nächsten Musiker holt sich die 38-Jährige in ihrem vierten Song, "Good Love", ins Boot. Auch hier erklingen die Bläser nur vom Band und weder Text noch Beat können restlos überzeugen.

Erst die zweite Hälfte des Albums hält für die Hörerin einige Lichtblicke bereit. Neben der mid-tempo-Ballade "I Am", die an den 2002er Sommerhit "Dilemma" von Kelly Rowland feat. Nelly erinnert, erklingt der neunte Titel "We Got Hood Love feat. Trey Songz" endlich mit Marys gewohnten, ausbrechenden und mitreißenden Vokals aus Herz und Seele. Auch der metaphorische Song "Kitchen" kann sich mit gelungenem Beat und stimmlichem Glanz eindeutig hören lassen. Neben ihrem Album arbeitete Mary J. Blige in 2009 auch an dem Soundtrack des Kinofilms "Precious" mit. Der von ihr produzierte, soulig-schöne Titelsong "I See In Color", bei dem die Sängerin ihre Stimme erstmals wirklich frei lässt, ist der zwölfte und letzte Albumtitel.

Mary J. Blige im Netz: www.mary-j-blige.de

AVIVA-Tipp: "Stronger withEach Tear" plätschert zwischen souliger R`n`B-Koketterie und Janet-Jackson-Pop eher pauschal vor sich hin und hinterlässt eine gute, aber nicht andauernde Stimmung, die zu schnell verfliegt, weil der Tiefgang fehlt. Das Level ihrer letzten Veröffentlichungen kann Mary J. Blige damit nicht halten, auch wenn sie selbst verkündet, der Longplayer "represents who and what I am right now. I´m a stronger human being after all the growing pains. It´s about life, love, change, strength - mostly really knowing who you are and being confident in that". Da bleibt der Hörerin nur zu hoffen, dass sich die Künstlerin auf ihrem nächsten Silberling wieder mehr an ihre früheren Werke à la "911" oder "No More Drama" erinnern wird.


Mary J. Blige
Stronger withEach Tear

Label: Universal Music, VÖ: Dezember 2009

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Mary J. Blige - Reflections - A retrospective

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Kavina - U got sum nerve


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Beitrag vom 28.12.2009

Lisa Erdmann