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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 13.11.2012


Anastacia – It´s a Man´s World
Lisa Erdmann

Mit ihrem fünften Studioalbum widmet sich Rockröhre Anastacia der Neuauflage berühmter "männlicher" Rocksongs. Doch nicht nur der Albumtitel schreit nach Protest, auch die zehn Interpretationen...




... können leider nur teilweise überzeugen.

Coveralben zu bewerten, kann ziemlich schwierig sein. Zum Einen, weil der Vergleich mit dem Original unausweichlich ist, zum Anderen leidet oft auch die Glaubwürdigkeit, wenn mensch versucht, aus fremdem Material etwas eigenes zu schaffen. Statt von einem Cover zu sprechen, wird daher (vor allem im Bereich des Jazz) gerne die Formulierung der Interpretation verwendet.

Auch das neue, mittlerweile fünfte Studioalbum der amerikanischen Sängerin Anastacia, die vor zwölf Jahren mit der Single "I´m Outta Love" die Bühnen der Welt eroberte, steht ganz im Zeichen musikalischer Neuauflagen. Die heute 44-Jährige versucht sich an zehn sehr bekannten Rocksongs, allesamt einst von berühmten Männern gesungen. Mit dabei sind unter anderem die Klassiker "Ramble On" von Led Zeppelin, "Back In Black" von ACDC und der Rolling Stones-Song "You Can´t Always Get What You Want". Auch neuere Werke wie "Best Of You" von den Foo Fighters und der Kings of Leon-Titel "Use Somebody" finden sich auf dem Longplayer, produziert von Glen Ballard.

Die einzelnen Songs wurden kaum verändert, der wirklich hörbare Unterschied ist nur, dass auf "It´s A Man´s World" eben nicht rockige Männerstimmen, sondern Anastacias rauchiges Organ erklingt. Die bloße Idee mag einigen Hörerinnen gefallen, bei der Umsetzung hapert es jedoch. Vielleicht, weil die meisten der Titel einfach nicht dafür gemacht sind, gecovert zu werden, sondern eben nur durch die Originalstimmen leben. Vielleicht, weil die Tracks auch deshalb so erfolgreich waren, weil ihre SängerInnen durch sie zu Ikonen wurden.

"Wonderwall" von Oasis ist so ein Song. Wenn Noel Gallagher in 1995 nach einem weichen Gitarrenintro mit seiner kühlen Stimme "an imaginary friend who´s gonna come and save you from yourself." besingt, glaubt frau das nicht nur, sie fühlt es – auch heute noch. Wenn Anastacia diese Melodie nun mit Piano und gepresst-kratziger Coolness füttert, ist frau höchstens irritiert. Auch der Titel "Best Of You" von den Foo Fighters scheint nicht für den soulrockigen Gesang der Chicagoerin gemacht zu sein. Der Track kann nur durch den Schmerz und die Wut des Songwriters (Foo Fighters-Sänger und Gitarrist Dave Grohl) leben und überzeugen.

Titel wie "Back In Black" (ACDC), "You Give Love a Bad Name" (Bon Jovi) oder "You Can´t Always Get What You Want" (Rolling Stones) stehen Anastacias Röckröhre zwar besser, doch auch hier muss die Sängerin im Vergleich mit den Originalen zurückstecken. Für das gesamte Album und auch darüber hinaus gilt: Titel, die aus Emotionen und Erlebnissen heraus geschrieben wurden, verlieren in der Neuinterpretation durch andere KünstlerInnen fast immer ihren Glanz. Diesem Urteil kann sich auch eine unbestritten talentierte Sängerin wie Anastacia nicht entziehen.

AVIVA-Tipp: Wir wollen keine Man-astacia, wir wollen nicht hören, wie eine Frau einen ACDC-Titel singt, wir wollen viel lieber die Frau mit der Ausnahmestimme aus ihrem eigenen Leben erzählen hören! Liebe Anastacia, bitte nimm uns mit deinen Songs wieder mit in deine soulig-rockende Welt. Die von vom Leben gezeichneten (Hard-)Rocksenioren kennen wir schließlich schon.

Anastacia
It´s a Man´s World

Label: BMG, VÖ: 09. November 2012

Anastacia im Netz: www.anastacia.com

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

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Beitrag vom 13.11.2012

Lisa Erdmann