Anna Aaron. Dogs In Spirit. Konzert am 11. Oktober 2012 in Berlin - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Music



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 05.09.2012


Anna Aaron. Dogs In Spirit. Konzert am 11. Oktober 2012 in Berlin
Laura Wösch

In der Schweiz wird die Musikerin umjubelt, hierzulande gilt sie noch als Geheimtipp. Nun hat sie ihr erstes Debutalbum veröffentlicht, mit dem sie ein mystisches Klangreich erschaffen hat.




Anna Aarons Musik lädt zum Eintauchen ein, dennoch muss mensch sich zunächst durch musikalisches Dickicht schlagen. Was sich schließlich dahinter verbirgt, ist jedoch nicht erhellend, sondern eher düster. Trotzdem ist ihre Art des Musizierens tiefgründig und vielschichtig, nährstoffreich wie Humus. Auf diese Art und Weise singt die Musikerin in einen etwas morbiden Schlaf. Ähnlich den Klängen der österreichischen Musikerin Soap & Skin schreckt ihre Musik aber nicht ab, sondern zieht mit sich.

Wer die Schweizer Musikerin Cécile Meyer alias Anna Aaron noch nicht kennt, wird ob der Komplexität und Reichhaltigkeit ihrer Musik überrascht sein. Ihre zahlreichen musikalischen Einflüsse, die auf "Dogs In Spirit" zu hören sind, webt sie sensibel in ihre Songs, wodurch ein polyphones Geflecht entsteht, das eine_n wie ein Sicherheitsnetz behutsam auffängt. Ihre Fäden dazu zieht sie aus ihrer Kindheit, die sie in England, Asien und Neuseeland verbrachte, und spinnt daraus ihr ureigenstes Gewand.

Die 27-jährige Musikerin lebt und arbeitet derzeit in Basel, wo sie Teil eines Underground-KünstlerInnen-Kollektivs ist. Vermutlich schöpfte sie auch dort Inspirationen für ihre eigenwillige Musiksprache. Nach ihrer ersten in der Schweiz umjubelten EP "I´ll Dry Your Tears Little Murderer", die Aaron 2009 zusammen mit dem Musiker Giacun Schmidt selbst produzierte, kommt nun endlich ihr lang ersehntes erstes Album "Dogs In Spirit" heraus. Das facettenreiche Album hat sie in Zusammenarbeit mit dem Multiinstrumentalisten Marcello Giuliani aufgenommen, der bereits bei Sophie Hunger und den Young Gods mitmischte.

Bereits die erste Nummer des Albums "Elijah´s Chant" zieht in den Sog ihrer polyphonen Klangstrukturen hinein, die von Drums, Percussion und Fabriksound begleitet, an einen Trauermarsch erinnern. Eine ähnliche Stimmung erzeugt Anna Aaron in "The Passion", einem choralartigen Strom, der wie in Trance endlos vorwärts zu ziehen scheint. Auch "The Devil´s Camp" wird von einem Klagegesang eingeleitet, der schließlich in einer beklemmenden Atempause kulminiert. Neben düstere, mythische Horrorvisionen stellt Aaron aber auch zuversichtlichere Klänge: In "Drainout" wird ihre zerbrechliche Stimme von Trompetenklängen tröstend umspielt. Der an manchen Stellen an eine Orgel erinnernde Sound des Harmoniums legt dem Song einen weichen, heilbringenden Klangteppich zu Grunde. Was verblüfft, ist, dass neben so vielen existentiellen Gedanken und an die Substanz gehenden Klängen auch noch eingängige Pop und Folk-Rock Nummern Platz finden, und dabei die Stimmung nicht zerstören. Düstere Sprechgesänge gesellen sich zu Folk-Rock-Songs, Heilsbotschaften und Zuversicht zu diabolisch-mystischen Gedankenwelten. Faszinierend an dem Erstlingswerk ist, dass eine derart facettenreiche Vielfalt nicht verwirrt, sondern letzten Endes ausbalanciert.

AVIVA-Tipp: Anna Aaron hat mit ihrem Debutalbum eine Welt erschaffen, die in einen dunklen Sog zieht, ohne eine depressive Stimmung zu erzeugen. Ihr Stimme ist facettenreich, changiert zwischen klarem und brüchig-düsterem Gesang, der rau und tröstend zugleich sein kann. Aaron ist eine tief- und feinsinnige Musikerin, von der mensch bestimmt noch viel mehr hören wird. Ihr neu erschienenes Album bildet bestimmt nur die vielversprechende Vorhut.

Anna Aaron
Dogs In Spirit

Label: Two Gentlemen
Vetrieb: Rough Trade
VÖ: 07. September 2012

Konzerthinweis:

Anna Aaron
Veranstaltungsort: Comet Club Berlin
11. Oktober 2012, 21:00 Uhr
Tickets: 14,45 Euro
Kartenverkauf www.trinitymusic.de

Anna Aaron im Netz:
www.annaaaron.com

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Beitrag vom 05.09.2012

AVIVA-Redaktion