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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 04.01.2012


Melissmell - Ecoute s´il pleut
Kristina Tencic

Rebellisch-rockig-französisch gibt sich die Gruppe Melissmell auf ihrem Debutalbum. Darunter mischen sich aber auch sanfte Klänge der Tristesse und ein kleiner melancholisch-nasaler Seufzer




Eine kratzige feste Stimme, rebellisch rhythmische Klänge und eine sofortige Aufforderung zu den Waffen zu greifen – so empfängt uns die Gruppe Melissmell auf ihrem Debutalbum Ecoute s´il pleut (Hör zu wenn es regnet) das bereits einigen Erfolg in Frankreich, vor allem auf der Konzertbühne, zu verzeichnen hat. Ihr Erfolgsrezept sind kleine Konzertsäle, Intimität mit dem Publikum bei gleichzeitiger Obskurität und eine unterhaltsame Bühnenshow, von der man sich auch via Youtube überzeugen kann.

In ihrem ersten Lied vereinen sie die französische Marseillaise mit der Internationalen zu einem kämpferischen Auftakt, das zugleich gefolgt wird von einem kleinlauteren aber nichtsdestotrotz kräftigen Lied über die verlorenen Träume eines Kindes, das der Mutter seine Enttäuschung klagt. Poetisch träumerisch, gespickt mit politisch-aktivistischen Parolen geht es weiter im Repertoire der Melissmell, die von zahlreichen Größen der Musik hörbar beeinflusst sind. Erinnert fühlt man sich etwa an Nirvana, welche die Sängerin Mélanie Francette Coulet aus der Ardèche-Region auch zu ihrem Künstlernamen inspirierte (eine Kombination von "Smells like Teen Spirit" und der "Melisse"). Aber auch Janis Joplin, Jacques Brel, Damien Rice, Serge Gainsbourg, CocoRosie, Tori Amos, die Beatles, U2, Björk und viele andere zählen zu ihren Inspirationsquellen, die sie zu einer Mischung von Chanson, Independent und Rock vereinen.

Ohne Zweifel haben Melissmell einiges zu sagen, was sie in ihre Liedertexte betten und uns daran erinnern, dass wir als "Kinder der Krise" in einer Gesellschaft der Ausgrenzung, der scheinbaren Unfehlbarkeit und des unhaltbaren Kapitalismus leben. Ihrer Empörung und Wut über diese Zustände machen sie in ihrem Album Luft und halten der aufziehenden "Zeit der Tyrannei" ihre Musik entgegen. Man sieht, hier hat sich jemand Gedanken gemacht. Doch hatte Melissmell auch Zeit dazu: Mit 30 Jahren haben sie ein spätes Debut hingelegt, was aber in Frankreich scheinbar gerade im Trend liegt, denn auch die mittlerweile in Deutschland sehr bekannte Zaz wurde erst mit 30 erhört.

AVIVA-Tipp: In den langen Jahren die sie auf ihr Debut warten musste, haben sich einige musikalische Einflüsse angesammelt, welche die Sängerin Mélanie Francette Coulet nun zusammen mit ihren MusikerInnen in dem Album "Ecoute s´il pleut" vereint. Leidenschaftlich, melancholisch und rebellisch geht es dabei zu, hingegen bedarf es wahrscheinlich eines zweiten Albums, damit die Gruppe weiter zusammenwächst und sich einer klareren Linie bewusst wird, um das zuweilen etwas konfuse Chanson-Patchwork zu entwirren. Was aber nicht herunterspielen soll, dass sie live ein absoluter Konzertgenuss sind, also eine Einplanung in den nächsten Frankreich-Aufenthalt lohnt sich!

Melissmell
Ecoute s´il pleut

Label: Discograph
VÖ: 18.11.2011

Weitere Infos:

Melissmell auf Myspace
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Beitrag vom 04.01.2012

Kristina Tencic