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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 24.01.2008


Marilyn Mazur und Jan Garbarek - Elixir
Silvy Pommerenke

Tommelnde Frauen im Jazzbereich sind äußerst selten, blasende Saxophonisten dagegen an der Tagesordnung. Dass nun beides zusammen eine musikalische Einheit ergibt, ist ein spannendes Experiment.




Die gebürtige New Yorkerin Marilyn Mazur, die in Dänemark aufwuchs, hat wohl schon mit fast allen Größen des Jazzgeschehens zusammengespielt. Sei es Miles Davis, Andreas Vollenweider, Charlie Mariano, Gil Evans, Wayne Shorter oder Nils Petter Molvaer: Die Liste ist lang und hier nur unvollständig aufgeführt. Dabei hatte die 52-Jährige zu Beginn ihrer musikalischen Laufbahn ihren Schwerpunkt auf das Piano und den Tanz gelegt und orientierte sich erst im Laufe der Jahre in Richtung Schlagzeug und Percussion. Autodidaktisch verfeinerte sie ihre Schlagtechniken und ihr Spiel, bis sie zu dem wurde, was sie heute ist: eine der begnadetsten Jazz-Schlagzeugerinnen der Welt.

Ihre Zusammenarbeit mit Jan Garbarek begann vor siebzehn Jahren, der sich spätestens mit seinem 1994er Album "Officium", auf dem er gregorianische Chorgesänge mit seinem Saxophon begleitete (oder sollte es andersherum gewesen sein?), in die Herzen einer breiten Öffentlichkeit spielte. Auf dem gemeinsamen Album "Elixir" verbinden die beiden das zumeist schwermütige Saxophonspiel Garbareks mit den vielfältigen und vor allem komplexen Percussions von Mazur. Das kann sehr melodisch klingen wie bei "Winter Song" oder bei "Clear", energievoll und rhythmisch beim "Dunun Song" und sogar Calypso Einlagen aufweisen wie bei "Joy Chant". Es werden leider aber auch einige Stressmomente beim Hören hervorgerufen. Dies geschieht zumeist dann, wenn Mazur einzelne Songs als reine Percussion-Soli zum Besten gibt ("Elixir", "Mother Drum", "Talking Wind" oder "Creature Walk").

Sie kennen das bestimmt von Rock- oder Jazzkonzerten, wenn jede/r MusikerIn ein Solo vortragen darf. Meistens sind es die Schlagzeug-Soli, die sich unnötig in die Länge ziehen, und bei denen das Publikum langsam nervös wird und dem Ende entgegenharrt. Ähnlich verhält es sich bei "Elixir". Auch wenn die einzelnen Songs lediglich eine durchschnittliche Länge von drei Minuten aufweisen, so liegt das subjektive Zeitgefühl manches Mal darüber, und auch hier harrt man bei einigen Songs sehnsüchtig auf deren Ende.

Marilyn Mazur im Netz: www.marilynmazur.com

Jan Garbarek im Netz: www.garbarek.com

Weiterhören: Lisbeth Diers und Cindy Blackman

AVIVA-Fazit: Die Kollaboration von Marilyn Mazur und Jan Garbarek dürfte für manches Ohr ein wenig zu experimentell ausgefallen sein. Eine stärkere Ausrichtung auf das Saxophon und eine Reduktion der Percussions hätten dem Album mit Sicherheit gut getan. Zwar mag "Elixir" für jede SchlagzeugerIn das absolute Muss sein, für die AnhängerInnen von melodischem Jazz dürfte es jedoch streckenweise eine kaum zu bewältigende Herausforderung sein.

Marilyn Mazur und Jan Garbarek
Elixir

Label: ECM / Universal, Januar 2008


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Beitrag vom 24.01.2008

Silvy Pommerenke