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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 08.12.2007


Etta Scollo – Les Siciliens
Silvy Pommerenke

Die italienische Wahlberlinerin scheint sich immer mehr auf ihre Wurzeln zu besinnen. Bereits auf ihrem letzten Album "Canta Rò" widmete sie sich der italienischen Volkssängerin...




...Rosa Balistreri, auf ihrer neuen CD sind es allgemeine sizilianische Legenden, derer sie sich annimmt.

Angefangen hat Scollo allerdings mit einer Melange aus Pop und Jazz, oder besser gesagt: Kammerpop. Eine großangelegte orchestrale Untermalung diente ihren ausgefallenen Ideen von Intonation, Verwendung untypischer Instrumente und ausgeklügelter Arrangements. Mit ihrer Hinwendung zum traditionellen italienischen Liedgut sucht sie sich erneut ungewöhnliche Instrumente – wobei die Maultrommel niemals fehlen darf – und experimentiert viel stärker mit ihrer Stimme. Während sie früher explizit die hohen Tonlagen anwandte, taucht sie ihre Stimmbänder immer öfter in verwegen raue und tiefe Töne – ganz so, wie man es sich von einer Sizilianerin erwartet. Etta Scollo erzählt Geschichten von und aus ihrer italienischen Heimat, über die Johann Wolfgang Goethe in romantischer Stimmung aussagte: "Sizilien ist das Tor zu Europa (...) hier ist der Schlüssel zu allem."

Vor allem ist es immer ein besonderes (Schlüssel-)Erlebnis, Etta Scollo live auf der Bühne zu sehen und zu hören. Kaum eine zweite, die so besessen vom Perfektionismus ist, und diesen in der Tat auch live hinbekommt, ohne dabei verbissen zu wirken. Auf "Les Siciliens" kann man dies in High-End Qualität nachhören. Aufgezeichnet wurde das Album zwischen dem 25. und 30. September 2007 in der Bar jeder Vernunft

Anspieltipps: "Lu Focu" ist einer dieser wunderbaren Songs, auf dem Scollo die Oktavenleiter spielend hinauf- und hinuntersteigt, dem Lied immer mehr Tempo einhaucht und dabei von Mandoline, und Bassklarinette zum finalen Ende hingeführt wird. Singende Sägen sind normalerweise nicht so der Hammer. Aber selbst dieses Instrument setzt bei der Sizilianerin neue Maßstäbe: Auf "Colapesce" wird tatsächlich aus dem Handwerkzeug ein schwermütiges Musikinstrument, dass die Gehörgänge nicht belästigt, sondern den Eindruck eines seichten Küstenwindes entstehen lässt. "A li matri di li Carusi" ist deutlich sparsamer instrumentiert, dafür dringt die Stimme um so mehr in das Gehör – mit Sicherheit eines der Highlights des Albums!

Lesen Sie auch das Interview mit Etta Scollo auf AVIVA-Berlin.

Weiterhören: Marammé und Rosapaeda

Etta Scollo im Netz: www. ettascollo.de

AVIVA-Tipp: Perfekter Bühnensound, romantisch erzählte sizilianische Geschichten, und die unvergleichliche Stimme von Etta Scollo sorgen für eine Hörerlebnis der besonderen Art und münden mit unglaublicher Wucht in folkloristische Kammerpop-Canzones!

Etta Scollo
Les Siciliens

Label: Premium records / Soulfood, November 2007


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Beitrag vom 08.12.2007

Silvy Pommerenke