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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 20.07.2010


Hauch des Todes - Der 50. Lena-Odenthal-Tatort im Ersten
Marie Heidingsfelder

In einem Kokon aus Plastikfolie hängt eine tote Frau an einem Kran. Die Jubiläumsfolge am 22. August 2010 zeigte Ulrike Folkerts als nicht immer toughe Kommissarin auf den Spuren eines Serienmörders




Hauch des Todes

Die Kamera durchfährt eine unwirkliche, tiefgrüne Unterwasserlandschaft. Während im Hintergrunde ein Requiem von Johannes Brahms läuft, zerteilt sie wogende grüne Pflanzen auf dem Grund des trüben Wassers. Schon in dieser Einstiegsequenz zeigt Regisseur Lars Montag, mit welchen Urängsten er in Lena Odenthals Jubiläumsfolge spielt: Verunsicherung, Orientierungslosigkeit und vor allem Atemnot. Im Verlauf des Films taucht dieses Motiv immer wieder auf, als subtile Erinnerung an die Grausamkeit des Täters, der seine Opfer an einen unwirklichen Ort entführt, mit Hilfe von Plastikfolie fesselt und schließlich erstickt.
Als Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper die kopfüber an einem Kran inszenierte Leiche finden, sehen sie sich schnell mit einer Flut von Spuren konfrontiert, die eindeutig in eine Richtung führen. Doch es scheint, als hielte der Täter auch die Fäden der Ermittlung in der Hand und so treibt er ein gut konstruiertes Katz- und Maus-Spiel mit den beiden. Überzeugt, es mit einer Serie von Mordfällen zu tun zu haben, sucht Kommissarin Lena Odenthal nach vergleichbaren Opfern - doch als sie sein Ziel erkennt, werden die Zeit und die Luft knapp.

Obwohl - und grade weil - den ZuschauerInnen schnell klar ist, wer hinter den Morden steckt, ist es Regisseur Lars Montag gelungen, eine durchgängige Spannung aufzubauen, die sich bis zum atemberaubenden Finale hochschraubt. Er spielt mit dem toughen Image seiner mittlerweile langhaarigen Ermittlerin und bringt sie mehrmals an die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit - nicht nur, weil er den Schlussakt in eine Überdruck-Kammer auf dem Boden des Rheins gelegt hat.
Trotz der schwierigen Ermittlung bleibt auch Zeit für hessisches Lokalkolorit und das private Leben der ErmittlerInnen-Wohngemeinschaft Kopper-Odenthal - nicht zuletzt weil die aus Kassel zur Hilfe gerufene Kommissarin Martina kurzentschlossen mit in Koppers Zimmer zieht. Neben Lena Odenthal und Andreas Hoppe glänzen Schaubühnen-DarstellerInnen Lars Eidinger und besonders Katja Bürkle als grimmig entschlossene Martina.

21 Jahre Lena Odenthal

Obwohl Ulrike Folkerts auch in zahlreichen anderen Filmen und Serien mitspielt, ist sie den ZuschauerInnen vor allem als Lena Odenthal bekannt, die sie seit 1988 für den Tatort verkörpert. Manchmal hat man sogar das Gefühl, die Grenzen zwischen Person und Rolle verwischen, denn obwohl die wahre Ulrike Folkerts keine Ermittlungen leitet, ist sie als selbstbewusste und toughe Frau bekannt. Eine Frau, die sich in sozialen Projekten für Landminenopfer, Kinder mit Down-Syndrom, ehemalige KindersoldatInnen und PETA einsetzt und offen dazu steht, lesbisch zu sein.
Im Laufe der Jahre hat sich auch ihre Rolle verändert: Lena Odenthal ist nachdenklicher und verletzlicher geworden - ohne sich selbst untreu zu werden. Für ihre Darstellung wurde Ulrike Folkerts unter anderem mit dem ZuschauerInnen-Bambi als beliebteste Kommissarin ausgezeichnet und war für den bayerischen Fernsehpreis 2009 nominiert.

© Sharon Adler


AVIVA-Tipp: "Hauch des Todes" ist ein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubendes Jubiläum mit großartiger Besetzung, einem leinwandreifen Finale am Boden des Rheins und Ulrike Folkerts in Topform. Nichts für ganz schwache Nerven, aber ein guter Grund, sich zumindest für einen Abend der Tatort-Gemeinde anzuschließen.


Weitere Infos zum Tatort finden Sie unter www.daserste.de

Ulrike Folkerts im Netz:
www.studlar.de

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Beitrag vom 20.07.2010

AVIVA-Redaktion