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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 03.02.2009


Auf DVD - Franz und Polina
Annegret Oehme

Michail Segal entwirft mit seinem Spielfilmdebut das beklemmende Bild eines ungleichen Paares, das inmitten des Krieges zwischen den Fronten umherirrt und einen Platz zum Leben sucht.




Russland 1943. Eine Truppe deutscher Soldaten hat in einem kleinen weißrussischen Dorf Stellung bezogen. Unter ihnen ist auch Franz, ein junger Deutscher, der mit seinem vorgesetzten Offizier bei einer alten russischen Frau und deren Tochter Polina wohnt.

Bis auf die Uniformen wirkt zunächst alles sehr idyllisch. Kinder spielen, alte Frauen tragen Gemüse nach Hause, ein Mann rasiert sich. Doch die trügerische Eintracht wird bald von der Realität des Krieges eingeholt. Plötzlich und unvermittelt beginnen die Soldaten, die Dorfbewohner zu ermorden und alles niederzubrennen. In dieser Situation beschließt der Offizier aus Franz einen "richtigen Mann" zu machen. Das bedeutet für ihn, der Junge solle Polina vergewaltigen und anschließend erschießen. Im Chaos der Zerstörung wendet sich Franz jedoch gegen diese Pläne, ermordet schließlich den Befehlshaber und entkommt mit dem Mädchen und deren Mutter. Nachdem die Deutschen abgezogen sind, bleiben die drei als einzige Überlebende des Massakers zurück. Da auch noch Polinas Mutter stirbt, sind die zwei völlig auf sich gestellt.

Keiner kennt die Sprache des/r Anderen und doch verstehen sie sich. Sie versuchen erfolglos, bei Partisanen Anschluss zu finden, leben einige Zeit allein in einer kleinen Höhle im Wald und können schließlich bei einem Flüchtlingstreck unterkommen.
Auf dieser Odyssee entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Beziehung, die man aber nicht unbedingt als Liebe bezeichnen muss. In einer Situation, mit der beide überfordert sind, brauchen sie einander, um zu überleben und nicht völlig zu vereinsamen.

Es wird allmählich Winter und mit den Jahreszeiten wird auch die Szenerie immer dunkler und versinnbildlicht die Kälte und Verzweiflung der Menschen. Ein Kind, vom Erlebten gezeichnet, trachtet dem Deutschen nach dem Leben, ein angeblicher Verräter muss als Strafe sein Leben lassen und die anfängliche Ronja-Räubertochter-Romantik weicht dem harten Kampf ums Überleben.

Das Drehbuch basiert auf der Novelle "Der Stumme" des weißrussischen Schriftstellers Ales Adamowitch.
Zum Regisseur: Der 1974 in Orjol geborene Michail Segal führte nach seinem Studium an der Staatlichen Filmhochschule Moskau Regie bei zahlreichen Musikvideos und Werbespots. Mit "Franz und Polina" legte er seinen ersten Spielfilm vor.

Auszeichnungen: u.a.
XVI Cottbus International Film Festival 2006 – Dialogue Prize for Interculutral Communication
"Baltic Debuts" Film Festival 2006 – special jury prize.

Die Produzenten betonten im Voraus, "Franz und Polina" sei kein Antikriegsfilm. Statt dessen solle er explizit zwei Individuen beleuchten, die trotz aller Schranken in der entmenschlichten Kriegszeit, durch ihre tiefe Liebe zueinander, menschlich bleiben.

Franz und Polina
Russland 2006
Regie: Michail Segal
Drehbuch: Ales Adamowitsch
Kamera: Maxim Trapo
DarstellerInnen: Adrian Topol, Swetlana Iwanowa, Tamara Mironowa, Andrej Merslikin, Walentin Mazapura, Uwe Jellinek u. a.
Produzent: Oleg Urushew
Verleih: Sunfilm Entertainment
VÖ: ab 30.01.09 im Verleih und ab 20.02.09 im Handel
Technische Daten:
Ton DVD: Deutsch: DD 2.0; Russisch: DD 2.0, Untertitel: Deutsch
Bild DVD: 16:9 / 1:1,85
Laufzeit: ca. 119 Min.
FSK: 12 Jahre
Extras: Making of, Deleted Scenes, Trailershow, Bildergalerie
Bestellnummer: 50028
EAN-Code: 4041658500289


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Beitrag vom 03.02.2009

AVIVA-Redaktion