Forget about Nick. Ein Film von Margarethe von Trotta mit Katja Riemann und Ingrid Bolsø Berdal. Kinostart: 07. Dezember 2017 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 25.09.2017


Forget about Nick. Ein Film von Margarethe von Trotta mit Katja Riemann und Ingrid Bolsø Berdal. Kinostart: 07. Dezember 2017
Tina Schreck

In dem neuen Film der renommierten und vielfach preisgekrönten Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin, der am 29. September 2017 die 27. Ausgabe des Film Festival Cologne eröffnete, kollidieren die Welten zweier komplett unterschiedlicher Frauen: Chaotisch, intellektuell und familienorientiert trifft auf diszipliniert, oberflächlich und unabhängig. AVIVA verlost 3x2 Kinofreikarten




Die Idee der filmischen oder literarischen Umsetzung einer Geschichte von zwei Frauen, die sich nach Jahren des Clinchs zusammentun, um sich schließlich gemeinsam gegen den Exmann zu verbünden, ist nicht neu.

Filmemacherin Margarethe von Trotta, die in ihren Werken bereits die unterschiedlichsten Themen behandelt hat, nähert sich dem Sujet der Eifersucht und des Verlassenwerdens auf ihre ganz eigene Weise und schafft somit eine intrigenreiche Komödie mit glamourösem Großstadtflair, die der Frage nach den unterschiedlichen Lebensmodellen moderner Frauenfiguren auf den Grund geht. In der Tradition guter alter Screwballcomedies liefern sich die großartigen Hauptdarstellerinnen Katja Riemann und Ingrid Bolsø Berdal einen pointierten Schlagabtausch, der bewegend, klug und dabei auch ziemlich komisch ist.

Feindin oder Freundin?

Die in Berlin lebende Maria (Katja Riemann) zog ihre beiden Kinder alleine groß, weshalb ihre eigenen Bedürfnisse stets zu kurz kamen. Trotz ihres abgeschlossenen Germanistikstudiums mit Fokus auf die Literatur des 20. Jahrhunderts findet sie nach den vielen Jahren des Hausfrauen-Daseins keinen Job. Da kommt ihr die Trennung ihres Exmannes Nick und dessen neuer Frau Jade (Ingrid Bolsø Berdal), für die er sie damals sitzenließ, gerade recht. Denn laut Ehevertrag erhält sie ab Zeitpunkt seines dauerhaften Auszugs Anspruch auf die Hälfte ihres ehemaligen Zuhauses: einem imposanten, zweistöckigen Luxusloft mitten in Manhattan. Dumm nur, dass die andere Hälfte Jade zusteht, die sich wenig erfreut über den Einzug ihrer Vorgängerin zeigt. Frisch getrennt und von Liebeskummer zerfressen, hat das Exmodel, das sich gerade mit ihrer ersten Modekollektion ein neues Standbein aufbauen will, nicht die Nerven, sich auch noch mit der Ex ihres Ex auseinanderzusetzen. Ein erbitterter Kleinkrieg beginnt.

"In der Literatur ist das Rachemotiv genauso oft zu finden wie das der Liebe",

stellt Marias Tochter Antonia (Tinka Fürst), die ihr gemeinsam mit Sohn Paul (Vico Magno) einen Besuch in New York abstattet, nach einem nächtlichen Gespräch mit ihrer Mutter fest. Sie blickt hinter deren harte Fassade und erspürt neben den alten, verletzten Gefühlen auch die Schadenfreude, die Maria über die zerbrochene Ehe ihrer Nachfolgerin empfindet. Und obwohl sich Maria nach außen hin tough gibt, wird klar, dass durch die räumliche Nähe zu ihrer Rivalin auch ihr eigener Schmerz von Neuem auflebt. Trotz des langsam aufkeimenden Mitgefühls verfolgt sie eisern ihren Plan und boykottiert den von Jade anvisierten Verkauf des edlen Penthouses. Erst als Jade und Antonia eine freundschaftliche Beziehung entwickeln, gerät sie langsam ins Wanken. Denn so unterschiedlich die beiden Frauen auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, entdecken sie nach und nach einige Parallelen. Einen gemeinsamen Feind haben sie schließlich schon: Nick.

"My husband was a scoundrel, Jades husband is a fool",

schmettert Maria diesem eines Tages entgegen, als er seine restlichen Sachen aus dem Luxusapartment holen will. Denn nach dem strapaziösen Dauerkonflikt nähern sich die beiden Rivalinnen immer mehr an und verschwestern sich schließlich. Ein unschlagbares Duo, das an einem Strang zieht. Gemeinsam hasst es sich eben doch am schönsten.

Sophisticated Comedy

Nicht nur mit seinen schlagfertigen Dialogen auf Englisch und Deutsch, auch mit der märchenhaften Kulisse des winterlichen New Yorks und des atemberaubenden Lofts besticht dieser wunderbar amüsante Film. Die von Helmut Zerlett komponierte Filmmusik, die ein wenig an Sex and the City erinnert, unterstreicht den urbanen Charme und verleiht den nötigen Glamour, wenn die Protagonistinnen sich mit spitzem Humor à la Woody Allen ihren Streitigkeiten widmen.

AVIVA-Tipp: "Forget about Nick" ist eine intelligente Großstadtkomödie, die mit einer Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang die konträren Lebensentwürfe zweier selbstbestimmter Frauen aufs Unterhaltsamste nachzeichnet.

Forget about Nick
Deutschland 2017
Regie: Margarethe von Trotta
Drehbuch: Pam Katz
Darsteller*innen: Katja Riemann, Ingrid Bolsø Berdal, Haluk Bilginer, Tinka Fürst
Verleih: NFP
Produzentin: Bettina Brokemper
Eine Produktion von: HEIMATFILM, in Co-Produktion mit Medienparks NRW, Zentropa Köln
www.heimatfilm.biz
Lauflänge: 110 Minuten
Kinostart: 07.12.2017
Filmwebsite: forgetaboutnick-derfilm.de
Facebook: www.facebook.com/forgetaboutnick.film
Der Trailer: youtu.be


AVIVA-Berlin verlost 3x2 Kinofreikarten . Bitte senden Sie uns den letzten Dialog von Jade (Ingrid Bolsø Berdal) und Maria (Katja Riemann) aus dem Trailer mit Angabe Ihrer Postadresse mit Angabe Ihrer Postadresse bis zum 12.12.2017 per Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de


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Die Regisseurin Margarethe von Trotta und die beiden Schauspielerinnen Katja Riemann und Tinka Fürst waren bei der Eröffnung anwesend.

Zur Regisseurin: Margarethe von Trotta wurde am 21. Februar 1942 als Tochter der russischen Aristokratin Elisabeth von Trotta und des Malers Alfred Roloff in Berlin geboren und studierte Germanistik sowie Romanistik in München und Paris. Parallel besuchte sie eine Schauspielschule. Sie spielte Theater und gab 1969 mit Klaus Lemkes "Brandstifter" ihr Filmdebüt. Der 1982 verstorbene Regisseur, Schauspieler, Autor und Filmproduzent Rainer Werner Fassbinder besetzte sie in seinen Filmen "Götter der Pest" (1969), "Der amerikanische Soldat" (1970) und "Warnung vor der heiligen Nutte" (1971). Wiederholt stand sie auch in den Filmen ihres Exmannes Volker Schlöndorff vor der Kamera und wirkte teilweise als Co-Autorin seiner Drehbücher mit. Bei seinem Film "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" führte sie zudem Co-Regie. Ihre erste eigene, viel beachtete Regiearbeit lieferte sie mit "Das zweite Erwachen der Christa Klages" (1977), zu der sie auch das Drehbuch verfasste. Bereits 2003 arbeitete die Regisseurin mit Katja Riemann zusammen, die als Hauptdarstellerin für "Rosenstraße" (2003) mit der Coppa Volpi in Venedig geehrt wurde. Margarethe von Trotta erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Goldenen Löwen in Venedig für "Die bleierne Zeit" (1981), den Bayerischen Filmpreis für "Das Versprechen" (1995) und im Jahr 2012 den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer bei der Verleihung 34. Bayerischen Filmpreises. Dieses Jahr gewann sie den Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf sowie den TV-Spielfilm.Preis auf dem Film Festival Cologne. Zurzeit arbeitet sie an einem Dokumentarfilm über Ingmar Bergmann.
Zu ihrem umfangreichen filmischen Repertoire zählen außerdem die Filme "Ich bin die Andere" (2006), "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" (2009), "Hannah Arendt" (2012) und "Die abhandene Welt" (2015).
Weitere Infos zu Margarethe von Trotta unter: www.filmportal.de

Zur Hauptdarstellerin: Katja Riemann wurde am 1. November 1963 in Kirchweyhe bei Bremen geboren und wollte eigentlich Tänzerin werden. Vom Tanzstudium an der "Lola Rogge Schule" in Hamburg ging es dann weiter zum Schauspielstudium an der "Hochschule für Musik und Theater" in Hannover und danach an die "Otto Falckenbergschule" in München. Schon während ihres Studium drehte sie ihre ersten Filme mit dem Regisseur und ihrem Professor für Filmschauspiel Peter Beauvais. Theater spielte sie an den "Münchner Kammerspielen" und ging dann nach Berlin an das "Schillertheater". Für ihre Leistung in Rainer Kaufmanns "Stadtgespräch" (1995) und in Rainer Matsutanis Komödie "Nur über meine Leiche" (1995) erhielt sie den Bayerischen Filmpreis sowie den Deutschen Filmpreis in Gold als Beste Darstellerin. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Jasmin Tabatabai und Nicolette Krebitz schrieb sie die Songs für den Erfolgsfilm "Bandits" (1997), für den sie erneut mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Neben der Schauspielerei brachte sie ihr Soloalbum "Nachtblende" (2000) heraus und gründete die Jazzband "Katja Riemann Oktett", mit der sie die Platte "Favorites" aufnahm und auf Jazzfestivals spielte. Mit Margarethe von Trotta drehte sie bereits "Rosenstraße" (2003), für den sie beim Venedig Filmfestival 2003 als Beste Darstellerin ausgezeichnet wurde, "Ich bin die Andere" (2006) und "Die abhandene Welt" (2015), wofür sie auch die Musik machte. Zu ihren neuesten Filmen zählen "Türkisch für Anfänger" (2012), "Fack Ju Göthe" (2013), für den sie beim Deutschen Filmpreis 2014 als beste Schauspielerin in einer Nebenrolle nominiert wurde, "Fack Ju Göthe 2" (2015) und "Mängelexemplar" (2016). Seit 2000 ist sie als "Good Will Ambassador of Unicef Germany" tätig, wofür sie sowohl mit einem Menschenrechtspreis als auch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Neben "Forget about Nick" ist sie 2017 außerdem in den Kinofilmen "High Society" und "Fack Ju Göthe 3" zu sehen.
Mehr Infos zu Katja Riemann unter: katja-riemann.de

Zur Hauptdarstellerin: Ingrid Bolsø Berdal kam am 02.März 1980 in Utoy, Norwegen zur Welt. Zunächst studierte sie Musik und Gesang in Trondheim, ehe sie in Oslo ihre Schauspielausbildung an der "National Academy of Dramatic Arts" begann. Ihr Filmdebüt gab sie in dem Slasher-Horror-Film "Cold Prey" (2006), wofür sie den norwegischen Amanda Award gewann. Im Kino war sie unter anderem in dem Drama "Ich reise allein" (2011) sowie dem Horror-Thriller "Chernobyl Diaries" (2012) zu sehen. Durch den Fantasy-Film "Hänsel und Gretel: Die Hexenjäger" (2012) und dem Action-Abenteuer "Hercules" (2014) wurde sie auch einem breiten, internationalen Publikum bekannt.
Mehr Infos zu Ingrid Bolsø Berdal unter: www.ingridbb.com/

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Die abhandene Welt. Kinostart: 07.05.2015, Filmtour durch elf Städte mit Regisseurin Margarethe von Trotta
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Beitrag vom 25.09.2017

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