Cafe Olympique - Ein Geburtstag in Marseille. Kinostart: 25.12.2014 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 29.12.2014


Cafe Olympique - Ein Geburtstag in Marseille. Kinostart: 25.12.2014
Kristina Tencic

Als Phantasie betitelt der französische Regisseur Robert Guediguian seine spielerisch und sehr mediterran anmutende Traumnovelle, mit der er samt seinem altbekannten Team um die Schauspielerin ...




... Ariane Ascaride den Spielplatz des Filmemachens betritt.

Synopsis

Ariane (Ariane Ascaride) ist enttäuscht. Weder ihre erwachsenen Kinder, noch ihr Mann oder FreundInnen haben Zeit, sie an ihrem Geburtstag hochleben zu lassen. Kurzentschlossen macht sie sich im Auto auf den Weg nach Marseille, wo sie nach einer kleinen Odyssee in einem Fischerdorf in der Kaffeefahrtengaststätte Cafe Olympique strandet. Sie lässt sich treiben, entdeckt ihren Helferinneninstinkt, lebt ihren Traum von der Cabaretbühne und folgt leichtfüßig und gutmütig dem "Faden der Ariane" (so der Originaltitel) zu sich selbst.

Zum Film

Cafe Olympique klopft an viele Türen der Filmgeschichte. Er ist ein bisschen Alice im Wunderland, ein wenig Zauberer von Oz, mit einem Hauch von Dolce Vita, Momo und Breaking Bad (hier wäre allerdings "Breaking Good" treffender). Guediguian selbst zählt Pasolini, Tschechov, Brecht, Aragon und Jean Ferrat zu seinen Inspirationsquellen. Für die Schlussszene hat der Regisseur zahlreicher AlltagsheldInnengeschichten Gotan Project beauftragt, Kurt Weills und Bertold Brechts "Wie man sich bettet, so liegt man" zu adaptieren. Auch lässt er viele Chansons des politisch links stehenden Liedermachers Jean Ferrat erklingen, der in Frankreich lange Jahre im Radio boykottiert wurde, da er als zu anzüglich und kritisch galt. So etwa sein größter Hit "La Montagne", der treffenderweise von der Landflucht handelt.

Der Marseiller Filmemacher Robert Guediguian sucht die Nähe zu einfachen Menschen und zur Authentizität. Mensch kommt auch kaum darum herum, ihn als Lokalpatrioten zu bezeichnen. Cafe Olympique spielt wie schon sein Film "Auf das Leben, auf den Tod" (1995) in Ponteau, auf der Insel Frioul mit ihrem Antiktheater, wie bereits "Marie-Jo und ihre zwei Liebhaber" (2002), und im Palais Longchamp von Marseille. Er kombiniert mediterranes Flair mit derber Industriestadt und Arbeiterrealismus, wobei er jedoch eine familiäre Atmosphäre entstehen lässt. Diese wird noch bestärkt, bedenkt mensch, dass der Marseiller Regisseur stets mit der gleichen vierköpfigen Schauspielcrew zusammenarbeitet: Ariane Ascaride, Jacques Boudet, Gerard Meylan und Jean-Pierre Darroussin sind immer mit von der Partie.

Zur Hauptdarstellerin

Ariane Ascaride wurde 1954 in Marseille geboren. Nachdem sie in Theaterstücken ihres Bruders, dem Intendanten Pierre Ascaride, auftrat, lernt sie Robert Guediguian kennen, heiratet und besucht das renommierte Conservatoire national d´art dramatique in Paris, wo sie zur professionellen Schauspielerin ausgebildet wird. Seit 1980 ist sie in sämtlichen Filmen ihres Ehemanns zu sehen, was somit die Hälfte ihrer Filmographie ausmacht. Mit ihrem gemeinsamen Filmprojekt "Marius und Jeanette - eine Liebe in Marseille" wurde die Darstellerin 1998 erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und erhielt einen Cesar für ihre Schauspielleistung. Seitdem gilt sie als feste Größe im französischen Film, Fernsehen und Theater. In Cafe Olympique bescheinigt ihr Ehemann und Regisseur Guediguian nun Narrenfreiheit, die sie nutzte, um ihrem Spiel etwas mehr Clown und weniger Seriosität zu erlauben.

AVIVA-Tipp: Mensch könnte "Cafe Olympique" neckisch als "typisch französisch" bezeichnen. Es geht um (freie) Liebe, Essen, skurrile Typen, Chansonmusik und verrückte Situationen, die zu noch sonderbareren Situationen führen. Die filmische Phantasie ist nonkonform und lädt zum Andersdenken, ja zum Träumen ein. Mensch könnte aber auch die KritikerInnenkeule schwingen und das Ganze als belang- und zielloses Geplänkel abtun. Regisseur Guediguian erklärte, dass er eine "Spielmaschine", einen L´Art pour L´Art-Film um der Freude aller Beteiligten und ZuschauerInnen Willen beabsichtige – das spielerische Improvisationstheater des Cafe Olympique tritt mit seinem kalkulierten Nonsens den Beweis an.

Cafe Olympique – Ein Geburstag in Marseille
Originaltitel: Au fil d´Ariane
Frankreich 2014
Regie: Robert Guediguian
Drehbuch: Robert Guediguian, Serge Valletti
DarstellerInnen: Ariane Ascaride, Jacques Boudet, Gerard Meylan, Jean-Pierre Darroussin, u.v.m.
Spielzeit: 92 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Verleih: Schwarz Weiss Filmverleih
Kinostart: 25.12.2014
www.schwarzweiss-filmverleih.de

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Beitrag vom 29.12.2014

Kristina Tencic